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Merkmale einer guten Hundeschule
Der Besuch einer Hundeschule kann hilfreich sein, aber auch Schwierigkeiten ins Leben rufen, die du ohne den Besuch der Hundeschule nicht haben würdest. Warum dem so ist und worauf du bei der Auswahl einer Hundeschule achten solltest, verrate ich dir im Laufe des Artikels.
Erziehungshilfe Hundeschule?
Sobald der neue Hund eingezogen ist, möchte man alles richtig machen, daher bucht man nach der Eingewöhnungszeit einen Kurs in der nahe gelegenen Hundeschule. Neben einem gut erzogenen Hund hat man vor allem zwei große Wünsche: eine gute Leinenführigkeit und einen entspannten Hund bei Hundebegegnungen. Diese beiden Wünsche erfüllen sich häufig jedoch nicht, obwohl du einige Kurse in der Hundeschule belegt hast.
Gute Hundeschule – Der Welpenkurs
Um den Welpen optimal mit seinen Artgenossen zu sozialisieren ist deine Idee, einen Welpenkurs zu buchen, sehr gut. Die Umsetzung in der Hundeschule ist es jedoch nicht immer. Achte daher auf die folgenden Dinge, damit dein Hund auch wirklich etwas lernt.
Das Training im Welpenalter
Zu lange Trainingseinheit in der Welpenzeit sind eher kontraproduktiv, da ein Welpe sich noch nicht lange konzentrieren kann. Je nach Anzahl der Kurs-Teilnehmer sollten ausreichend Hundetrainer anwesend sein, damit jeder Teilnehmer ausreichend unterstützt werden kann. Auch ein sozial kompetenter erwachsener Hund ist eine wertvolle Ergänzung in einem Welpenkurs.
Eine gute Hundeschule erklärt dir die Kommunikation der Welpen untereinander. Sie vermittelt dir ebenso, wann du Interaktionen zwischen den Welpen laufen lassen kannst und wann es besser ist einzugreifen. Ein allgemeingültiges „Das klären die unter sich!“ wäre für mich der Moment, in dem ich den Kurs mit meinem Welpen verlasse und nicht mehr wiederkomme. Achte darauf, dass das gemeinsame Toben der Welpen durch ausreichende Ruhe- und Entspannungsphasen unterbrochen wird. Der Welpe braucht diese Pausen, damit sie das Erlebte verarbeiten können.
Unsichere Welpen benötigen Schutz
Negative Erfahrungen während der ersten Lebensmonate können sich ein Leben lang negativ auf das Verhalten deines Welpen auswirken. Gerade ein unsicherer oder ängstlicher Welpe muss daher immer Schutz bei dir finden, damit die Bindung zu dir wachsen kann. Egal, ob es ihm gerade einfach zu viel ist oder ihm ein zu aufdringlicher Artgenosse an den Fersen klebt. Es ist in dem Fall deine Aufgabe, den zu aufdringlichen Welpen auf Abstand zu halten. Bist du dir unsicher, wann der Beste Zeitpunkt ist einzugreifen, unterstützt dich idealerweise der Hundetrainer.
Überlasse einen überforderten Welpen bitte niemals sich selbst, da dies nachhaltig eure Bindung stören kann. Der Hund lernt sonst schon im Welpenkurs, dass er auf die Hilfe des Menschen nicht zählen kann. Er entwickelt selbst Strategien, da er sich so unliebsame Artgenossen vom Hals halten kann. Der junge Hund beginnt also unter Umständen zu knurren, die Zähne zu zeigen oder zu schnappen. Dieses Verhalten bringt ihm dann oftmals noch zusätzlichen Ärger mit seinem Besitzer ein, obwohl er maßgeblich an der Entstehung dieses Verhaltens beteiligt ist.
Distanzlose Welpen benötigen Grenzen
Ein distanzloser, zu aufdringlicher Welpe benötigt Nachhilfeunterricht im höflichen Umgang mit Artgenossen. Setzt man ihm keine Grenzen, wird der Spaß am Schikanieren von schwächeren Hunden immer größer. Als Ergebnis hast du später einen pöbelnden Hund, da er sich gern an unterlegenen Hunden sein Ego streichelt.
Sozialisation ohne Welpenkurs, geht das?
Ein Welpe profitiert von dem Kontakt mit gleichaltrigen Artgenossen. Hast du in deiner Nähe jedoch nur eine Hundeschule, deren Merkmale ich als bedenklich angesprochen habe, würde ich persönlich Abstand von einem Besuch nehmen. Die wichtigsten Benimmregeln unter Hunden hat dein Welpe bereits in den ersten 8 bis 10 Lebenswochen von seiner Mutter und seinen Geschwistern gelernt. Allerdings nur rassenintern! Die Kommunikation mit anderen Rassen muss dein Welpe noch lernen, damit er später souverän und sicher mit anderen Hunden umgehen kann. Es müssen aber nicht ausschließlich Welpenkontakte sein. Ausgewählte Kontakte mit älteren sozial kompetenten Hunden sind für eine gute Entwicklung deines Welpen sehr hilfreich. Daher schau in deinem Bekanntenkreis, ob sich dort geeignete Hunde finden, an denen dein Welpe lernen kann.
Gute Hundeschule – Der Junghundekurs
Ab dem ca. 5. bis 16. Lebensmonat steht dein Hund in der Entwicklung zum erwachsenen Hund und verändert sich merklich. Sein Verhalten ist in dieser Zeit hauptsächlich hormonell gesteuert und nur selten vorhersehbar. In unserem Beitrag „Wie das Alter deines Hundes die Erziehung erschwert“ bekommst du mehr Informationen zu den verschiedenen Entwicklungsphasen deines Hundes.
Bei der Suche nach einem Parkplatz bei deiner Hundeschule beginnt dein Jungspund ungeduldig im Auto zu winseln. Vor dem Aussteigen aus dem Auto musst du ihn einige Male ermahnen, damit er auch brav auf dein Ok wartet. Sobald du das Kommando auflöst, springt dein Hund aufgeregt aus dem Auto und zieht dich zum Hundeplatz. So ähnlich starten die meisten Mensch-Hund-Teams in den Hundeschulkurs.
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Der aufgeregte Hund
Gründe, warum viele Hundebesitzer Kurse in einer Hundeschule buchen sind:
– Erlernen der Leinenführigkeit
– Grundkommandos
– Entspannt an anderen Hunden vorbeizugehen
– Beschäftigung des Hundes
Während der Autofahrt, beim Aussteigen, auf dem Weg zum Hundeplatz oder beim Spiel mit anderen Hunden wird Aufregung häufig unbewusst gefördert. Die Aufregung, die die Hundeschule oftmals umgibt, kann Folgen für eure Beziehung haben. Du wirst nämlich entweder zu einem ausgeblendeten Gewicht am anderen Ende der Leine oder zu einer Art Animateur. Animateur deshalb, da viele Hundeschulen noch immer lehren, dass du dich, ausgestattet mit Spielzeug und Futter, immer spannender machen musst als deine Umwelt. Warum Aufregung im Allgemeinen auch außerhalb des Hundeplatzes ein schlechter Begleiter ist, erkläre ich in dem Beitrag „Impulskontrolle Praxisbeispiele“.
Hundeplatz versus Realität
Natürlich darfst du zu Recht stolz sein, wenn dein Hund die Kursziele der Hundeschule mit Auszeichnung absolviert hat. Hunde speichern Erlerntes ortsbezogen ab, daher funktioniert all das Erlernte auf dem Hundeplatz super, zu Hause hingegen sieht die Welt anders aus. Der erlernte Rückruf wird auf dem Spaziergang bei großen Ablenkungsreizen nur bedingt funktionieren, sofern du die Hausaufgaben des Hundetrainers nicht erledigst. Darauf sollte eine gute Hundeschule explizit hinweisen, damit du außerhalb des Hundeplatzes keine falschen Erwartungen an das Verhalten deines Hundes stellst.
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Kriterien einer guten Hundeschule
Respektvoller Umgang
Hundetrainer arbeiten hauptsächlich mit Menschen zusammen. Daher ist es wichtig, dass dein Hundetrainer sozialkompetent ist und dich respektvoll behandelt. Sein Job ist es, dich zu beraten und nicht, dich zu bewerten. Er gestaltet das Training nicht gemäß seiner Persönlichkeit, sondern er geht auf dich und deinen Hund ein. Ein Hundetrainer kennt außerdem die rassetypischen Eigenschaften deines Hundes. Idealerweise bietet eine gute Hundeschule auch Einzelkurse an, sofern dein Hundetrainer aus Zeitgründen nicht auf jeden Hundehalter individuell eingehen kann.
Dein Hundetrainer unterstützt dich, wenn du Schwierigkeiten mit deinem Hund hast. Hängt dein Hund zum Beispiel während der Unterrichtsstunde aufgeregt bellend in der Leine, so zeigt er dir, wie du deinen Hund beruhigen kannst. Ignoriert er deine Probleme oder schreit nur gegen die Geräuschkulisse deines Hundes an, so wäre das ein No-Go.
Fundiertes Fachwissen
Ein Hinweis auf „jahrelange Erfahrung“ sagt nicht viel aus, denn man kann Dinge auch jahrelang fehlerhaft machen. Eine fundierte Ausbildung ist demnach ebenso wichtig wie regelmäßige Weiterbildungen. Nur mit einem breiten Fachwissen und Ideen für verschiedene Trainingsansätze kann dein Hundetrainer sich individuell auf dich und deinen Hund einstellen.
Schnupperstunde
Seriöse Hundeschulen bieten kostenlose oder kostengünstigere Schnupperstunden an. Dank der Schnupperstunde bekommst du ein Gefühl dafür, ob die Chemie zwischen dir und deinem Hundetrainer stimmt. Sollst du dich ohne weitere Infos oder ohne Schnupperstunde direkt auf einen Kurs festlegen müssen und voll bezahlen, so ist dies meiner Meinung nach nicht sehr kundenfreundlich.
Kleine, überschaubare Gruppen
Leider gibt es noch immer Hundeschulen, die zehn oder mehr Mensch-Hund-Teams pro Gruppe zulassen und diese alleine leiten. Dabei ist kein Hundetrainer in der Lage eine so große Gruppe effektiv zu überschauen und ausreichend auf jedes einzelne Mensch-Hund-Team einzugehen. Achtung! Hierbei stehen nicht du und dein Hund im Vordergrund, sondern eher die klingelnde Kasse der Hundeschule. Im Idealfall beträgt die maximale Gruppengröße der Hundeschulkurse bis zu 6 Teilnehmer.
Kursinhalte
Je nach Kursinhalt werden verschiedene Trainingsziele vermittelt. Damit diese auch im heimischen Umfeld funktionieren, erklärt dir dein Hundetrainer genau, was er vermitteln möchte und warum. Du solltest den Lernweg verstehen können, damit du alle Übungen auch zu Hause erfolgreich umsetzen kannst. Idealerweise führt er dir die Übung zunächst vor und überprüft bei jedem Teilnehmer auch die richtige Umsetzung. Auf Nachfragen hat dein Hundetrainer immer eine freundliche Antwort.
Sicherheit und Führsorge
Dein Hundetrainer sorgt während des gesamten Kurses für Sicherheit. Er achtet dabei auf ausreichend Abstand zwischen den Mensch-Hund-Teams, auch beim Betreten des Hundeplatzes. Alle Hunde sind während des Hundeschulkurses mit Leine oder Schleppleine ausreichend gesichert. Ein zu loses Halsband oder Geschirr kann dazu führen, dass ein Hund ausbüxt und Konflikte unter den Hunden entstehen. Hunde, die zu aggressivem Verhalten neigen, werden zudem mit einem gut sitzenden Maulkorb gesichert.
Selbstverständlich steht jederzeit ausreichend Trinkwasser für alle Hunde zur Verfügung. Je nach Witterung passt dein Hundetrainer die Kurslänge entsprechend an. Weder Hunde noch Menschen braten gern bei hohen Temperaturen in der Sonne.
Gute Hundeschule? Ein hoffnungsloser Fall!
Ein Hund aus meinem Kundenkreis besuchte seit dem Welpenalter eine Hundeschule und mehrere Kurse. Mittlerweile ist dieser Hund 6 Jahre alt. Er hatte in dieser Zeit nie gelernt, an lockerer Leine zu laufen. Die Hundeschule betitelte ihn daraufhin als hoffnungslosen Fall, da sie mit ihrem Latein am Ende war. Der Kunde buchte ein Einzeltraining bei mir, da er seinen Hund nicht aufgeben wollte. Nach nur einer Privatstunde ging dieser Hund bereits deutlich besser an der Leine.
Lass dir also bitte niemals erzählen, dass dein Hund ein hoffnungsloser Fall ist. Suche dir lieber eine Hundeschule mit einem umfangreicheren Fachwissen: „Mach den Baum und bleib stehen, wenn dein Hund zieht!“ „Halt ihm Futter vor die Nase!“ „Mach Richtungswechsel!“ All diese gängigen Tipps verhelfen nur den wenigsten Hunden dazu, das Laufen an lockerer Leine zu lernen. Hat deine Hundeschule keine weiteren Tipps auf Lager, so ist wohl eher die Hundeschule ein hoffnungsloser Fall, aber ganz sicher nicht du und dein Hund.
Fazit
Um eine gute Hundeschule auszusuchen, höre als erstes auf dein Bauchgefühl. Gehst du bereits mit einem schlechten Gefühl in den Kurs, wirst du nur wenig Erfolg in der Hundeschule erzielen. Erkenne auch, ob die Orientierung deines Hundes an dir immer besser oder aufgrund all der Aufregung eher schlechter wird. Und vergiss dabei nicht, dass die wirkliche Erziehung nicht in der Hundeschule stattfindet. Sie findet in den eigenen vier Wänden und auf dem Spaziergang statt.