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Mein Hund tut nichts, der will nur Hallo sagen!
Du gehst mit deinem Hund eine gemütliche Runde spazieren und er läuft entspannt an lockerer Leine neben dir. Plötzlich taucht ein freilaufender Tut-nix-Hund vor euch auf. Beide Hunde bleiben wie angewurzelt stehen und schauen sich an. Folgende Gedanken schießen dir durch den Kopf: „Was tun, wenn der Hund zu uns gelaufen kommt? Ob der wohl freundlich ist? Warum ist der eigentlich nicht angeleint? Und überhaupt, wo ist der Besitzer?“ Kaum hast du deinen letzten Gedanken zu Ende gebracht, siehst du in der Ferne den Besitzer gemütlich auf euch zulaufen. So oder so ähnlich beginnen viele Hundebegegnungen.
Es gibt drei Möglichkeiten, wie diese alltägliche Geschichte weitergeht:
1. Der Idealfall
Der Hundebesitzer bemerkt dich, ruft seinen Hund zu sich und leint ihn an. Wäre das Standard, dann bräuchten wir diesen Artikel nicht schreiben, darum direkt weiter zu Zweitens.
2. Der Tut-nix-Hund
Der andere Hundebesitzer bemerkt dein Zögern und ruft dir ein gut gemeintes „Keine Angst, der tut nix! Der will nur mal Hallo sagen!“ zu.
Viele Tut-nix-Hund Besitzer sind in dem Glauben, dass ihr Hund freundlich auf andere Hunde zugeht, obwohl er sich provozierend annähert. Kontakt zwischen fremden Hunden bedeutet häufig Konfliktpotential und Stress für mindestens einen der Hunde und auch für dich. Dem Tut-nix-Hund Besitzer ist dies entweder nicht bewusst oder es ist ihm egal.
3. Der Ignorant
Der Hundebesitzer ignoriert dich, macht auch keine Anstalten seinen Hund zu sich zu rufen und setzt seinen Weg ungerührt fort. Nicht immer muss es zwangsläufig zu konfliktbehafteten Situationen kommen. Aber was wenn doch?
Der Tut-nix-Hund startet zu deinem Hund durch und steht innerhalb von Sekunden auf der Matte. Dass dein Puls steigt, weil dein Hund keinen Kontakt zu fremden Artgenossen möchte, ist dem anderen Hundehalter dabei egal. In der Hoffnung noch irgendwie Herr über die Situation zu werden, ziehst du deinen Hund an straffer Leine zurück. Einen Moment später ist der Tut-nix-Hund mit deinem Hund in einer wilden Auseinandersetzung an der Leine verwickelt. Diese Art der Hundebegegnung bleiben nachhaltig bei euch gespeichert.
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Welpen
Ein Welpe findet andere Hunde von Natur aus spannend. Doch ist es wichtig, dass er auf dem Spaziergang zu jedem Artgenossen Kontakt aufnimmt? Da von einem Welpen keinerlei Gefahr ausgeht, überlässt man ihm gerne mal die Entscheidung, Kontakt zum Artgenossen seiner Wahl aufzunehmen. Dein Welpe lernt dadurch: „Blende mich, deinen Menschen, bei Sicht eines Artgenossen ruhig aus und triff deine eigenen Entscheidungen!“
Ein paar Wochen später wird jedoch der Punkt kommen, an dem du deinem Jungspund nicht mehr jeden Kontakt erlauben kannst. Mit dir bei Sicht eines Artgenossen in Kontakt zu treten hat er bisher nicht gelernt, daher hältst du ihn an straffer Leine bei dir. Diese Begrenzung seiner gewöhnten Entscheidungsfreiheit führt zu Frust und der erste Schritt in eine hausgemachte Leinenaggression ist damit getan! Schnell wird dein Hund zum Tut-nix-Hund, wenn ihr im Freilauf unterwegs seid.
TIPP! Verknüpfe die Sicht eines Artgenossen schon im Welpenalter mit etwas Positivem. Markiere ruhige Blicke deines Welpen zum Artgenossen mit einem Markerwort oder dem Clicker. Lasse dann eine für deinen Welpen hochwertige Belohnung folgen und bleib mit ihm an lockerer Leine in Kontakt, bis der Artgenosse vorbeigelaufen ist. Alternativ frage den anderen Hundehalter, ob Kontakt erwünscht und auch sinnvoll ist. Bedenke, dass ein erwachsener Hund einen Welpen als störend empfinden könnte und dies durch Knurren oder sogar Abschnappen zeigt.
Junghunde
Um den fünften Lebensmonat herum beginnt die Pubertät. Die hormonelle Achterbahnfahrt startet und dein Welpe ist nun offiziell ein Junghund. Die Pubertät endet mit dem Erreichen der Geschlechtsreife und geht nahtlos in die ebenso turbulente Adoleszenz über.
Wer ist der Stärkere?
Das Interesse an Artgenossen ist bei einem Junghund größer denn je. Er möchte seine Grenzen austesten und wissen: WIE kann ich mich am besten durchsetzen? Gegen WEN kann ich mich durchsetzen? Bei WEM sollte ich lieber nachgeben? Gerade in dieser heiklen Entwicklungsphase ist es extrem wichtig, dass dein Jungspund ausgesuchte, sozial wertvolle Kontakte zu Artgenossen hat. Kontakte zu fremden Artgenossen auf dem Spaziergang, deren soziale Kompetenzen du nicht kennst, zählen nicht dazu. Negative Erfahrungen mit ungehobelten Artgenossen sind kontraproduktiv für die Entwicklung deines jungen Hundes. Ebenso kontraproduktiv ist es, wenn DEIN Jungspund der ungehobelte Artgenosse ist und er sich im Kontakt mit schwächeren Artgenossen sein Ego aufpoliert.
Der Besuch einer Hundeschule kann unbewusst negative Verhaltensweisen deines Junghundes verstärken. Worauf du gerade als Welpen- und Junghund-Besitzer bei der Auswahl einer Hundeschule achten solltest, habe ich dir im Beitrag „Daran erkennst du eine gute Hundeschule!“ erklärt.
Weitere Details zu den Entwicklungsphasen von der Geburt bis hin zum Rentneralter habe ich dir im Beitrag „Wie das Alter deines Hundes die Erziehung erschwert“ erklärt.
Schutz & Sicherheit
Hundebesitzer, die jetzt immer noch glauben, dass ihr Tut-nix-Hund jedem Hund Hallo sagen muss, machen anderen Hundehaltern das Leben unnötig schwer. Besonders wenn man selbst einen schlecht sozialisierten, unverträglichen oder kranken Hund hat wird der Spaziergang schnell zum Spießrutenlauf. Zudem wirft dich jede negative Begegnung im Training wieder mindestens einen Schritt zurück und das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Hund leidet.
Lerne den Tut-nix-Hund zu lesen!
Andere Hundebesitzer kannst du leider nicht ändern. Darum lerne, den entgegenkommenden Tut-nix-Hund und seine Absichten richtig zu interpretieren. Halte provozierende Hunde, die mit langsamen, steifbeinigen Bewegungen und fixierendem Blick auf dich und deinen Hund zukommen konsequent auf Abstand. Auch Hunde, die mit einem Affenzahn angerast kommen, solltest du auf Abstand halten. Sie führen zwar meist nichts Böses im Schilde, können durch die ungestüme Art der Annäherung jedoch blitzschnell Konflikte zwischen den Hunden entstehen lassen.
Ein wirklicher Tut-nix-Hund wird sich eher langsam und mit lockerer Körpersprache in einem Bogen auf euch zubewegen.
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Lerne den Tut-nix-Hund wegzuschicken!
Die Entscheidungsfreiheit, ob du eine Hundebegegnung zulässt, liegt immer bei dir! Die Authentizität deiner Körpersprache entscheidet darüber, ob der fremde Hund sich von dir wegschicken lässt oder nicht. Entscheidend dabei ist eine selbstbewusste Körperhaltung. Unsicherheiten wird der Tut-nix-Hund sehr genau bemerken und deine „Ansprache“ wahrscheinlich ignorieren.
Richte deinen Oberkörper auf und spanne all deine Muskeln an. Trete einen selbstbewussten Schritt nach vorne. Unterstreiche deine Ernsthaftigkeit mit deinem ausgestreckten Arm und einem strengen „Hau ab!“ Bewege dich kontrolliert und werde zu keinem Zeitpunkt hektisch.
Sei nicht verwundert, wenn der andere Hundebesitzer verärgert reagiert, dass du seinen Liebling wegschickst. Eine Entschuldigung wäre hier sicherlich angebrachter, dennoch erlebt man häufig, dass der Schutz des eigenen Hundes zu Pöbeleien des anderen Hundebesitzers führt. Ignoriere das und sei stolz darauf, dass deine Körpersprache deutlich war.
Bitte merke dir! Die Freiheit des anderen hört da auf wo deine eigene Freiheit und die deines Hundes beginnt. Warum seinen eigenen Hund also nicht erstmal bei sich behalten und das Gegenüber fragen, ob Kontakt erwünscht ist? Es könnte so einfach sein.
Du hast einen Tut-nix-Hund? Hundehalterknigge!
Das sind jetzt bestimmt harte Worte, aber unsere Hunde sind ein Spiegelbild unserer eigenen Kompetenz und Konsequenz in Sachen Hunde-Erziehung. Noch immer kommt es häufig vor, dass Selbstentfaltung groß und Rücksichtnahme klein geschrieben wird. Doch jeder Hundehalter sollte Verantwortung für das eigene Benehmen und das Benehmen seines Hundes übernehmen, indem er die folgenden 3 Punkte beachtet.
1. Rücksichtnahme
Leine deinen Hund immer an, wenn dir ein angeleinter Hund begegnet! Punkt!
Selbst wenn dein Hund auch ohne Leine zuverlässig bei dir bleibt, kann das der andere Hundehalter nicht wissen. Oder leinst du deinen Hund mit Absicht nicht an, weil er im Freilauf entspannt ist und an der Leine aggressiv reagiert? In dem Fall schau dir unseren Beitrag „10 Ursachen einer Leinenaggression“ an. Finde heraus, was die genaue Ursache für das Verhalten deines Hundes ist und arbeite daran. Es ist nämlich sehr unfair, dem anderen Hundebesitzer den Kontakt zu deinem Hund aufzuzwingen, weil es für dich der bequemere Weg ist.
2. Respektvoller Umgang
Die Kontaktaufnahme zwischen zwei Hunden, insbesondere wenn einer der Hunde angeleint ist, sollte immer erst über die Besitzer gehen. Sei respektvoll und frage den anderen Hundebesitzer, ob sich eure Hunde kennenlernen dürfen. Akzeptiere es mit freundlicher Miene, wenn ein Kontakt der Hunde vom anderen Besitzer nicht erwünscht ist. Es gibt viele Gründe, einen Kontakt nicht zulassen zu wollen:
– Der Hund ist krank
– Er ist unsicher bei Hundebegegnungen oder hat bereits schlechte Erfahrungen mit einem Tut-nix-Hund gemacht
– Der Hundebesitzer trainiert gerade mit seinem Hund
– Der Hundehalter ist in Eile
Das ist nur eine kleine Auswahl an möglichen Gründen. Du solltest es immer respektieren, wenn Kontakt nicht erwünscht ist.
3. Einsicht
Verflixt! Dein Tut-nix-Hund ist dir überraschenderweise doch mal entwischt? Das kann jedem Mal passieren. Entschuldige dich in dem Fall beim anderen Hundebesitzer und nimm deinem Hund spätestens jetzt an die Leine! Sollte es zu einer Auseinandersetzung zwischen den Hunden gekommen sein, zerre deinen Hund nicht wortlos weiter. Überprüfe zunächst in sicherem Abstand, ob es bei deinem Tut-nix-Hund und dem anderen Hund zu Verletzungen gekommen ist. Tausche für alle Fälle die Kontaktdaten mit dem Hundebesitzer aus, um mögliche Schäden der Hundehaftpflichtversicherung zu melden. Lerne aus dieser Situation sichere deinen Hund künftig besser ab, um solche Situationen nicht erneut entstehen zu lassen. Mache dir eine gedankliche Notiz noch weiter an der Orientierung deines Hundes an dir zu arbeiten.
Schau dir dazu auch unseren Beitrag „Der Einsatz der Schleppleine in der Praxis“ an.
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