Inhalt
- 1 Was steckt hinter dem Jagdverhalten?
- 2 Warum kann man den Jagdtrieb beim Hund nicht abgewöhnen?
- 3 Hier wird dir geholfen!
- 4 Training mit Futter-Dummies: Den Jagdtrieb umlenken
- 5 Fazit: Jagdtrieb Hund abgewöhnen durch sinnvolles Umlenken
Der Jagdtrieb ist eines der ursprünglichsten Verhaltensweisen des Hundes. Doch wenn dein Vierbeiner unkontrolliert hinter Wildtieren, Blättern oder sogar Autos herjagt, kann das gefährlich und frustrierend sein. In diesem Artikel erfährst du, ob man dem Hund das Jagen abgewöhnen kann und wie man seinen Jagdtrieb in geordnete Bahnen lenkt.
Was steckt hinter dem Jagdverhalten?
Bevor du beginnst, den Jagdtrieb deines Hundes abzugewöhnen, ist es wichtig, das Jagdverhalten zu verstehen. Hunde durchlaufen beim Jagen verschiedene Phasen, die als Verhaltenskette bezeichnet werden. Das Jagdverhalten besteht aus den folgenden Phasen:
1. Orten: Der Hund nimmt einen Reiz wahr. Diesen kann sowohl über die Ohren (Geräusche), die Nase (Geruch) oder über die Augen (Sicht) erfolgen.
2. Fixieren: Der Hund fokussiert seine Aufmerksamkeit auf das Objekt, das seinen Jagdtrieb auslöst. Insbesondere Vorstehhunde heben häufig eine Vorderpfote.
3. Anschleichen: Der Hund bewegt sich vorsichtig und mit großer Konzentration auf das Objekt zu. Die Körperhaltung ist dabei häufig stark geduckt.
4. Hetzen: Sobald das Objekt flieht, startet der Hund die Verfolgung und sprintet los.
5. Packen und Zubeißen: Im natürlichen Jagdverhalten würde der Hund das Beutetier greifen.
6. Töten und Fressen: Der letzte Schritt der Verhaltenskette, der bei unseren Haushunden oft nicht mehr vollständig ausgeprägt ist, da sie ihre Nahrung durch den Menschen erhalten.
Einige dieser Phasen, wie das Fixieren und Hetzen, sind besonders stark in unseren Hunden verankert. Durch gezieltes Training können wir jedoch lernen, diese Instinkte zu kontrollieren und umzulenken. Den Jagdtrieb ganz “abzustellen” ist schlichtweg nicht möglich. Der Jagdtrieb ist ein tief verwurzelter Instinkt, der bei Hunden nicht einfach „abgewöhnt“ werden kann. Stattdessen besteht die Lösung darin, den Hund so zu trainieren, dass er lernt, sein Verhalten zu steuern und sich am Menschen zu orientieren.
Warum kann man den Jagdtrieb beim Hund nicht abgewöhnen?
Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim Jagdtrieb um ein uraltes, genetisch verankertes Verhalten. Besonders bei Rassen, die für die Jagd gezüchtet wurden, wie zum Beispiel Jagdhunde (Weimaraner, Beagle) oder Hütehunde (Border Collie, Aussie), ist dieser Trieb stärker ausgeprägt als bei anderen Rassen. Der Versuch, den Jagdtrieb komplett zu unterdrücken, wäre nicht nur unnatürlich, sondern auch frustrierend für deinen Hund. Stattdessen geht es darum, ihm beizubringen, diesen Instinkt in kontrollierten Bahnen auszuleben und dabei an deiner Seite zu bleiben. Deshalb spricht man oft davon, dass man den Jagdtrieb eines Hundes nicht abgewöhnen, sondern sinnvoll umleiten muss.
In diesem Training möchten wir dem Hund beibringen, dass er sein genetisch verankertes Bedürfnis ausleben darf, und zwar in kooperativer Zusammenarbeit mit dir. Wird das Bedürfnis in gemeinsamen Jagdspielen ausgelebt, kommt der Hund erst gar nicht auf die Idee, eigenständig auf die Jagd zu gehen.
Hier wird dir geholfen!
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Training mit Futter-Dummies: Den Jagdtrieb umlenken
Ein effektiver Weg, den Jagdtrieb in die richtigen Bahnen zu lenken, ist das Training mit Futter-Dummys. Dabei kommen zwei Dummys zum Einsatz. Ein Dummy dient als Ersatz-Reiz und ein zweiter wird für die Umlenkung und Belohnung verwendet.
Voraussetzungen für das Training und benötigtes Equipment
Bevor du mit dem gezielten Jagdtraining beginnst, sollte dein Hund bereits eine wichtige Grundvoraussetzung beherrschen: das Apportieren. Dein Hund muss in der Lage sein, einen Dummy sicher zu holen und zu dir zurückzubringen. Wenn dein Hund das Apportieren bis jetzt nicht sicher beherrscht, lohnt es sich, dies zunächst separat zu üben. Nur so kann der Jagdtrieb sinnvoll in geordnete Bahnen gelenkt werden.
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Für das Training benötigst du außerdem folgendes Equipment:
• Zwei Futter-Dummies: Diese werden mit Leckerlis oder Trockenfutter befüllt und dienen als Schlüsselkomponenten im Training – einer als Reiz-Ersatz und der andere als Umlenkung und Belohnung.
• Hochwertige Leckerlis: Nutze besonders schmackhafte Leckerlis, um die Motivation deines Hundes zu steigern. Die Belohnung sollte so verlockend sein, dass sie anfänglich für deinen Hund den Jagdreiz übertrumpft.
• Eine lange Schleppleine (optional): Zu Beginn des Trainings oder in ungesicherten Gebieten kann eine Schleppleine helfen, deinen Hund zu kontrollieren und unerwünschtes Weglaufen zu verhindern. Befestige die Schleppleine an einem Geschirr.
Stelle sicher, dass du in einer ruhigen, reizarmen Umgebung beginnst, damit sich dein Hund auf das Training konzentrieren kann. Später kannst du den Schwierigkeitsgrad erhöhen und in Gebieten mit mehr Ablenkungen (z.B. Gerüchen) trainieren.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Jagdtrieb Hund abgewöhnen
1. Dummy 1: Der Reiz-Ersatz
Beginne das Training an einem ruhigen Ort ohne Ablenkungen. Befülle den ersten Dummy mit Futter und zeige ihn deinem Hund, um sein Interesse zu wecken. Lass den Hund neben dir sitzen. Wirf den Dummy einige Meter weg, aber lass deinen Hund nicht sofort losstürmen. Dies dient dazu, den Jagdreiz auszulösen, ähnlich wie bei einem fliehenden Objekt. Ziel ist es, den Jagdtrieb des Hundes zu aktivieren, ohne dass er die Verhaltenskette bis zum Hetzen durchläuft.
2. Stoppe den Hund in der Bewegung
Nachdem du deinen Hund freigegeben hast und er zum 1. Dummy losrennt, stoppst du ihn verbal mit deinem Abbruchsignal. Wähle als Abbruchsignal ein sehr prägnantes Geräusch oder Wort (wir nutzen STOP), bei dem dein Hund sofort seine Handlung, sprich das Rennen, unterbricht. Sollte er darauf nicht stoppen, trittst du auf die Schleppleine. Beachte dabei, dass du schnell sein musst und dein Hund NICHT den Dummy erreichen sollte.
3. Dummy 2: Umlenkung und Belohnung
Sobald dein Hund auf dem Weg zum 1. Dummy stoppt und dich verdutzt anschaut, wirfst du den 2. Dummy in die entgegengesetzte Richtung, sodass dein Hund nun zum 2. Dummy hetzen und den diesen apportieren darf. Das Packen und Zurückbringen des Dummys befriedigt den Jagdinstinkt, ohne dass der Hund unkontrolliert hinter Wildtieren herjagen muss. Stoppe weder das Hetzen zum 2. Dummy oder tritt versehentlich auf die Schleppleine. Das würde deinen Hund verwirren und den Erfolg bremsen.
4. Kontrollierter Ablauf der Verhaltenskette
Durch dieses Training lernst du, die verschiedenen Phasen der Jagd-Verhaltenskette zu kontrollieren: Dein Hund darf zwar hinter dem Dummy herjagen, tut dies aber nur auf dein Signal und in einer sicheren Umgebung. Zudem belohnst du ihn für sein kontrolliertes Verhalten und vermittelst ihm, dass der Jagdspass nur bei dir zu finden ist.
5. Wiederholung und Geduld
Wiederhole diese Übung regelmäßig, um deinem Hund beizubringen, dass es immer lohnender ist, auf dich zu achten, als unkontrolliert seinem Jagdtrieb nachzugeben. Wichtig ist dabei Geduld: Jeder Hund lernt in seinem eigenen Tempo, und besonders bei starkem Jagdtrieb kann es einige Zeit dauern, bis das Training Früchte trägt.
Wichtige Tipps für erfolgreiches Jagdtraining:
Konsequenz ist der Schlüssel: Setze klare Regeln und trainiere regelmäßig. Dein Hund muss lernen, dass er immer auf dich achten muss – egal, wie stark der Reiz ist.
Sorge für Auslastung: Ein ausgelasteter Hund hat weniger Bedarf, seinem Jagdtrieb unkontrolliert nachzugehen. Laste deinen Hund also sinnvoll geistig als auch körperlich aus.
Alternativen bieten: Biete deinem Hund alternative Möglichkeiten, seinen Jagdtrieb auszuleben, z. B. durch Apportierspiele oder Suchaufgaben
Bleib am Ball
Um zu verhindern, dass dein Hund seinen Jagdtrieb überhaupt stark ausprägt oder unkontrolliert stillen möchte, ist es wichtig, dass du ihn täglich ausreichend geistig und körperlich auslastest. Ein Hund, der seine Bedürfnisse nach Bewegung, Beschäftigung und geistiger Herausforderung erfüllt bekommt, hat weniger Grund, seinen Jagdtrieb zu intensivieren. Besonders während des Spaziergangs kannst du deinen Hund durch sinnvolle Beschäftigungen wie Such- und Apportierspiele beschäftigen.
Suchspiele wie das Verstecken von Leckerlis oder Spielzeugen im Gras befriedigen den natürlichen Suchtrieb deines Hundes. Apportierspiele bieten ihm die Möglichkeit, seinen Drang zum Hetzen und Bringen in kontrollierter Weise auszuleben. Fordere deinen Hund regelmäßig und stelle ihm abwechslungsreiche Aufgaben. So vermeidest du, dass er sich aus Langeweile selbst Beschäftigungen sucht – wie zum Beispiel dem unkontrollierten Jagen. So sorgst du im Alltag dafür, dass der Jagdtrieb deines Hundes nicht unnötig verstärkt wird und er sich an dir orientiert.
Fazit: Jagdtrieb Hund abgewöhnen durch sinnvolles Umlenken
Den Jagdtrieb deines Hundes abzugewöhnen, bedeutet nicht, seinen natürlichen Instinkt zu unterdrücken. Stattdessen kannst du durch gezieltes Training mit Futter-Dummys und klaren Signalen lernen, den Jagdtrieb deines Hundes in geordnete Bahnen zu lenken. Mit Geduld und Konsequenz wird dein Hund verstehen, dass es sich lohnt, sich auf dich zu konzentrieren und dass er seinen Jagdtrieb auf sichere Weise ausleben kann.
Das Ziel ist nicht, den Jagdtrieb deines Hundes vollständig abzugewöhnen, sondern ihn so zu trainieren, dass er in kontrollierbaren Situationen ausgelebt wird. So schützt du nicht nur Wildtiere, sondern auch deinen Hund und schaffst eine engere Bindung zwischen euch beiden.
Probier es aus – und beobachte, wie dein Hund lernt, sich an dir zu orientieren und den Jagdtrieb in kontrollierte Bahnen zu lenken!
Disclaimer:
Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel das generische Maskulinum verwendet. Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Hallo Dogstv Team,
danke für die Übung.
Habe mir das Video angesehen und alles durchgelesen. Bin auch sofort mit dem Training gestartet. Allerdings war meine Hündin doch etwas eingeschüchtert nachdem ich beim STOP rufen auch auf die Schleppleine getreten bin. Sie wollte dem anderen Dummy erst gar nicht nachjagen.
Soll ich trotzdem weitermachen??
Habe auch die dummys gewechselt, damit sie nicht immer dem blauen hinterher laufen darf und dem anderen sowieso nicht.
Trotzdem danke für die Alternativ Jagt Übung .
Liebe Grüße
Moni &
Hündin Steena
Ja übe auf jeden Fall weiter. Unter dem Video hatte ich noch einen Kommentar angepinnt, dass du variieren solltest. Hunde, die sofort checken, dass sie beim 1. Dummy IMMER gestoppt werden, werden künftig nicht mehr sofort hinterlaufen (so auch bei unserem Hund). Versuche mal, den Dummy spontan ihr vor die Nase zu werfen, sodass sie damit gar nicht rechnet 😉 Aber viel Spaß weiterhin beim Üben. Liebe Grüße Ines von DogsTV