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Schnellstmöglich zum Hund Bindung aufbauen wünscht sich jeder Hundehalter*in. Um den Bindungsaufbau zu beschleunigen bieten wir unserem Hund abwechslungsreiche Beschäftigungsspiele. Damit der Hund auch begeistert mitmacht, nutzen wir Spielzeug oder Futter als zusätzliche Motivation. Die Kehrseite der Medaille: Das soziale Miteinander rückt in den Hintergrund. Damit dein Hund Bindung aufbauen kann, sollte Spielzeug oder Futter nur eine Nebenrolle spielen.
Sozial versus materiell
Eine Hundemutter kann ihrem Nachwuchs weder tolle Leckerlis noch Spielzeug kaufen. Trotzdem baut sie innerhalb kurzer Zeit eine innige Bindung zu ihrem Nachwuchs auf, weil das soziale Miteinander im Vordergrund steht. Als Mensch verhält man sich völlig anders. Man möchte zum Hund Bindung aufbauen, indem man ihn mit Leckerlis, Spielzeug oder Streicheleinheiten verwöhnt. All das kann zwar die Beziehung zueinander stärken, führt aber nicht automatisch zu einer innigen Bindung.
Den Unterschied zwischen Bindung und Beziehung erfahren
Pseudospiele
Fälschlicherweise betiteln wir fast jede Form der Beschäftigung als Spiel. Beim Apportier- oder Suchspiel sucht und bringt der Hund einen zuvor ausgelegten Gegenstand. Präparierst du den Schnüffelteppich mit kleinen Futterstücken, so darf dein Hund sich auf ein Schnüffelspiel freuen. Beim Intelligenzspiel muss dein Hund all seine Gehirnzellen aktivieren, um an die teils gut versteckten Futterstücke zu gelangen. Zum Festigen erlernter Kommandos integrierst du Erziehungsspiele in den Spaziergang.
Die gemeinsame Beschäftigung schweißt zusammen und hat absolut ihre Berechtigung. Sie hilft auch ein stückweit, zum Hund Bindung aufbauen zu können. Dennoch gibt es ein kleines Manko.
Extrinsische Motivation
Bei den zuvor genannten Beschäftigungsarten regt deinen Hund die Erwartung auf Spielzeug oder Futter zum Mitmachen an. Die auslösende Motivation kommt also von außen und wird als extrinsische Motivation bezeichnet. Extrinsisch lässt sich der Hund aufgrund der am Ende stehenden Belohnung leichter motivieren. Du als Person trittst dabei allerdings in den Hintergrund. Extrinsisch motiviert ist ein Hund übrigens auch, wenn er ein Verhalten nur zeigt, um einer möglichen Strafe zu entgehen.
Intrinsische Motivation
Beim sozialen Spiel ist ausschließlich das Miteinander für deinen Hund von Bedeutung. Der Hund zeigt ein Verhalten aus einem inneren Antrieb heraus, weil er Glücks- und Zusammengehörigkeitsgefühle damit verbindet. Die von innen kommende Motivation wird als intrinsische Motivation bezeichnet. Die intrinsische Motivation ist eine sehr ehrliche Motivation und die perfekte Grundlage, damit der Hund Bindung aufbauen kann.
Zum Hund Bindung aufbauen – Merkmale des sozialen Spiels
Soziales Spiel zeichnet sich durch unterschiedliche Merkmale aus.
Spiel verfolgt kein Ziel
Soziales Spiel ist spontan, freiwillig, strukturlos und unbeschwert. Hund und Mensch haben gleichermaßen Spaß. Im Gegensatz zu anderen Spielformen wie Schnüffelteppich oder Apportierspiel, verfolgt das Sozialspiel kein Ziel. Der Fokus auf das soziale Miteinander führt zur Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin. Dieses sogenannte Kuschelhormon sorgt für Wohlbefinden und bewirkt, dass du zum Hund Bindung aufbauen kannst.
Spielsignale
Als Einladung zum sozialen Spiel nutzt der Hund sogenannte Spielsignale. Rassebedingt kann es kleine Unterschiede geben. Boxermischling Dexter fordert beispielsweise gern akustisch, durch lustige Geräusche, zum Sozialspiel auf. Nimmt sein Mensch die Einladung an, so haben beide großen Spaß beim freundschaftlichen Gerangel. Zum Hund Bindung aufbauen kann so einfach und schön sein.
Meine Amy kündigt ihre Spiellaune meist mit der Vorderkörpertiefstellung an. Die Vorderbeine sind abgesenkt, das Hinterteil ragt in die Höhe und die Rute wedelt sanft hin und her. Manchmal unterstreicht Amy ihre Spielaufforderung noch durch einige Bell-Laute.
Ein Spielgesicht machen fast alle Hunde. Es zeichnet sich durch eine übertrieben wirkende, Grimassen-ähnliche Mimik aus. Die Bewegungsabläufe sind unbeschwert und kurvig. Diese werden auch als Luxusbewegungen bezeichnet, da ein Hund sie bei einem ernsthaften Angriff oder einer Jagd nicht zeigt.
Wer die Einladung zum sozialen Spiel ausspricht, ist in einer von gegenseitigem Respekt geprägten Mensch-Hund-Beziehung egal.
Rollenwechsel
Rollenspiele sind ein weiteres, wichtiges Merkmal des sozialen Spiels. Jeder Spielpartner*in hat mal die Rolle des scheinbar Überlegenen und mal die Rolle des scheinbar Unterlegenen. Beobachte das nächste Mal deinen Hund, wenn er mit einem Artgenossen ein Renn- oder Jagdspiel „spielt“. Wird aus dem Verfolgungsspiel eine einseitige Jagd ohne Rollenwechsel, dann ist es kein Spiel. Jedenfalls nicht für den dauerhaft Gejagten. Beende die unschöne Interaktion, indem du deinen Hund zu dir rufst. Zum Hund Bindung aufbauen bedeutet nämlich auch, ihm in solchen Situationen Sicherheit zu bieten.
Selbsthandikap
Das Selbsthandikap gleicht unterschiedliche Kräfteverhältnisse aus. Um zum Hund Bindung aufbauen zu können, solltest du beim Spiel auf Augenhöhe mit ihm interagieren. Unter Hunden bedeutet auf Augenhöhe interagieren, dass der größere, stärkere Hund sich absichtlich kleiner macht. So kann sich der kleinere, schwächere Hund wohler und sicherer fühlen. Das gilt sowohl für die Interaktion zwischen Mensch & Hund als auch zwischen Hund & Hund.
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Die jungen Wilden
Der soziale Austausch mit deinem Hund sollte bereits ab dem Welpenalter beginnen. Aber Vorsicht, dass du nicht unbewusst Knabbern an Händen, Füßen oder Kleidung förderst. Die sogenannte Beißhemmung muss dein Hund im Umgang mit dir nämlich erstmal lernen. Vermittle deinem Vierbeiner von Anfang an, was für dich als Mensch zu viel ist. Brich das gemeinsame Spiel sofort ab, wenn dein Jungspund seine Zähne unvorsichtig einsetzt. Ignoriere deinen Hund, bis er sich entspannt hat und setze das Spiel dann fort. Diese neue Chance ist wichtig, damit dein Hund lernt, was trotz ausgelassener Spiellaune erlaubt und was verboten ist. Unerwünschtes Verhalten kann sich damit nicht verselbständigen und du ganz nebenbei zum Hund Bindung aufbauen.
Zum Hund Bindung aufbauen – Bedingungen für Sozialspiel
Damit dein Hund überhaupt in Spiellaune kommt, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein.
Wohlbefinden & Gesundheit
Spiellaune entsteht nur, wenn dein Hund sich rundherum wohlfühlt. Plagt deinen Hund beispielsweise großer Hunger oder Durst, dann wird er nicht spielen. Hat dein Hund mit körperlichen Einschränkungen oder Schmerzen zu kämpfen, wird er ebenfalls keinen Gedanken ans Spielen verschwenden. Bist du dir nicht sicher, ob dein Hund deine Spielaufforderung aufgrund von physischen Beschwerden ignoriert, lass ihn ggf. tierärztlich durchchecken.
Ein Gefühl von Sicherheit
Ein fremdes oder bedrohlich wirkendes Umfeld verhindert Spielverhalten. Häufig beobachten lässt sich das bei Hunden aus dem Tierschutz. Sie benötigen erstmal Zeit, um sich in Ruhe mit dem neuen Umfeld vertraut zu machen. Bis der Hund sich wohl und sicher fühlt, ist an Spielen nicht zu denken. Ebenso Zeit braucht dein Hund, um dich in Ruhe kennenzulernen. Zum Hund Bindung aufbauen kannst du nur, wenn er dir vertraut. Und dafür muss dein Hund dich einschätzen und sich unbeschwert auf dich einlassen können.
Hinderlich wäre es, wenn das Verhalten deines Hundes dir noch häufig Rätsel aufgibt. Beschäftige dich mit den körpersprachlichen Signalen deines Hundes, um sein Verhalten richtig zu deuten. Um zu deinem Hund Bindung aufbauen zu können, muss ebenso seine Persönlichkeit Beachtung finden.
Persönlichkeit des Hundes im Bindungsaufbau
Bindungsspiele Hund Mensch – Praktische Beispiele
Soziales Spiel hat viele Gesichter und ist von der Persönlichkeit des Hundes und des Menschen abhängig. Nachfolgend einige praktische Beispiele.
Verhalten ausgelassen imitieren
Wie schon bei den Spielsignalen angesprochen fordert meine Hündin Amy mich manchmal mit Vorderkörpertiefstellung zum Sozialspiel auf. Passt es gerade, dann nehme ich ihre Einladung gerne an. Ich begebe mich zu Amy auf den Fußboden und imitiere ihr Verhalten. Sobald einer von uns keine Lust mehr hat, endet das Spiel.
Ist es mir nicht möglich auf Amy’s Einladung einzugehen, dann signalisiere ich das mit dem Kommando „Schluss“. Amy weiß dann, dass ich als Spielpartnerin gerade nicht zur Verfügung stehe und zieht sich zurück.
So baust du das Kommando Schluss auf Top 4 Kommandos
Renn- und Verfolgungsspiele
Zum Hund Bindung aufbauen kann auch sehr actionreich sein. Habe ich während des Spaziergangs Lust auf ein Renn- oder Verfolgungsspiel, dann friere ich von Amy unbemerkt plötzlich in meiner Bewegung ein. Amy bemerkt das zeitnah, bleibt stehen und beobachtet mich gespannt. Einige Sekunden später laufe ich überraschend los und spreche damit meine Einladung zum Renn- und Verfolgungsspiel aus. Ist Amy ebenfalls in Spiellaune, dann geht sie fröhlich auf meine Einladung ein und wir folgen und verfolgen uns abwechselnd. Hat einer von uns keine Lust mehr, dann ist das soziale Spiel beendet.
Raufspiele
Bei einem Raufspiel sind normalerweise unerlaubte Verhaltensweisen, wie z.B. Anspringen oder gröberer Körperkontakt, erlaubt. Aber nur, weil der Umgang trotzdem respektvoll bleibt und das Verhalten durch Spielsignale geprägt ist. Die Spielsignale signalisieren dem Gegenüber, dass keine ernsten Absichten hinter dem gezeigten Verhalten stecken. Das ausgelassene Rangeln oder auch Anspringen ist ein Zeichen dafür, dass sich der Hund sicher fühlt und seinem Menschen vertraut. Hört einer der beiden Spielpartner*innen auf zu spielen, dann akzeptiert das der Andere anstandslos und entspannt sich.
Ist dein Hund während des Raufspiels kaum noch ansprechbar und viel zu grob, dann verzichte während der nächsten Wochen auf Renn- oder Raufspiele. Arbeite erstmal an einer respektvollen Beziehungsbasis.