Inhalt
- 1 Frustfaktor Spaziergang mit Jagdhund
- 2 Jagdhund – Die Unterschiede
- 2.1 Viele Freiheiten, wenig Struktur
- 2.2 VORSTEHHUNDE – Ich kann alles!
- 2.3 APPORTIERHUNDE – Was darf ich dir bringen?
- 2.4 STÖBERHUNDE – Immer der Nase nach!
- 2.5 ERD- UND BAUHUNDE – Geht nicht, gibt’s nicht!
- 2.6 JAGENDE- ODER LAUFHUNDE – Wer rastet, der rostet!
- 2.7 SCHWEIßHUNDE – Nicht ohne meine Nase!
- 2.8 Der Jagdhund – Eignung als Familienhund?
- 3 Spiele für den Jagdhund
Dein Hund schnüffelt während des Spaziergangs lieber am Boden oder jagt Dingen hinterher, anstatt sich mit dir zu beschäftigen? Ein entspannter Spaziergang sieht anders aus. In diesem Beitrag erfährst du, warum dein Jagdhund dich ausblendet und wie du das ändern kannst.
Frustfaktor Spaziergang mit Jagdhund
Bei einem Hund, der sich weder vom Jagen noch vom Schnüffeln abhalten lässt, ist die Leine häufig straff. Diese Spaziergänge sorgen auf beiden Seiten für Frust. Du fühlst dich unsichtbar, dein Hund fühlt sich eingeschränkt. Du kannst das ändern, indem du zukünftig als Team mit deinem Hund spazieren gehst. Ab sofort heißt euer Motto: Geben & Nehmen. NEHMEN bedeutet, dass du selbst von einem jagdlich motivierten Hund verlangen darfst, an lockerer Leine zu laufen. GEBEN bedeutet, dass dein Jagdhund seine naturgegebenen Vorlieben täglich gemeinsam mit dir ausleben kann. Welche Beschäftigungsmöglichkeiten sich dafür eignen, erfährst du weiter unten im Beitrag. Zunächst schauen wir uns an, warum Jagdhund nicht gleich Jagdhund ist.
Jagdhund – Die Unterschiede
Viele Freiheiten, wenig Struktur
Jeder Jagdhund zeigt individuelles Jagdverhalten. Das Jagdverhalten wiederum besteht aus einzelnen Elementen, die zusammengesetzt die Jagdkette ergeben. In Kurzform steht am Anfang der Jagdkette das Orten, sprich das Lokalisieren der Beute. Es folgt das Fixieren, Anschleichen, Hetzen, Packen und Töten. Je nach Rasse und Einsatz des Jagdhundes, zeigt er entweder die komplette Jagdkette oder nur einzelne Elemente daraus.
Die folgenden 6 Jagdhund-Kategorien verdeutlichen dir die Unterschiede.
VORSTEHHUNDE – Ich kann alles!
Zu den Vorstehhunden zählen z.B. der Magyar Vizsla, Deutsch Drahthaar, Weimaraner oder Setter. Sie sind wahre Multitalente unter den Jagdhunden. Vor dem Schuss des Jägers stöbert ein Vorstehhund in Dickichten, verfolgt Geruchsspuren oder schwimmt durch Schilf. Damit setzt er Wild in Bewegung und zeigt es dem Jäger an. Nach dem Schuss apportiert der Vorstehhund das Wild oder er führt den Jäger dorthin. Darüber hinaus verfolgt oder stellt er verwundetes, flüchtendes Wild. Als Allrounder liebt ein Vorstehhund Nasenarbeit, Apportierübungen und im Grunde jeden Sport, der mit Bewegung zu tun hat.
APPORTIERHUNDE – Was darf ich dir bringen?
Zu den Apportierhunden gehören unter anderem der Labrador-, Flatcoated- oder auch Golden-Retriever. Nach dem Schuss des Jägers findet der Apportierhund bereits erlegtes Wild und bringt es zum Jäger. Ein Apportierhund ist zwar ein Teamplayer, bleibt aber dennoch ein Jagdhund. Die Freude am Apportieren zeigt sich meist schon im Welpenalter.
Du solltest deinen Welpen also loben, wenn er stolz deinen Schuh oder einen anderen Gegenstand durch die Gegend trägt. Nimm ihm den Gegenstand anschließend freundlich ab und ersetze ihn gegen ein geeigneteres Apportel, zum Beispiel einen Stoff- oder Futterdummy.
Hier erfährst du, wie du das Apportiertraining Schritt für Schritt aufbaust.
STÖBERHUNDE – Immer der Nase nach!
Zu denStöberhunden gehört der beliebte Cocker- oder Springer-Spaniel. Ein Stöberhund ist ein Jagdhund, der Wild eigenständig in Bewegung bringt und dem Jäger damit den Schuss ermöglicht. Während seiner Arbeit versinkt der Stöberhund in einer Art Nasenarbeitsrausch und scheint dabei alles um sich herum zu vergessen. Gebüsch und Unterholz zu durchkämmen steht bei diesem Jagdhund-Typ hoch im Kurs. Stille diese Leidenschaft in Zusammenarbeit mit dir, zum Beispiel durch das Absuchen von Fährten oder Apportierspielen in unwegsamem Gelände.
ERD- UND BAUHUNDE – Geht nicht, gibt’s nicht!
Erd- und Bauhunde, wie z.B. der Dackel oder Jack Russell Terrier, zeichnen sich durch besonderen Mut und Eigensinn aus. Diese Eigenschaften brauchen sie, um teils wehrhaftes Wild wie Dachs oder Fuchs aus ihrem Bau zu vertreiben. Dieser Mut und Eigensinn kann allerdings die Erziehung erschweren. Besonders bei Action- oder Zerrspielen ist es wichtig, das richtige Maß für diesen selbstbewussten Jagdhund zu finden. Gelingt dir das nicht, rufst du Verhaltensprobleme ins Leben, die das harmonische Zusammenleben beeinträchtigen.
JAGENDE- ODER LAUFHUNDE – Wer rastet, der rostet!
Jagende- oder auch Laufhunde stöbern Wild selbständig auf und verfolgen es lautstark bellend, teilweise über mehrere Kilometer. Der beliebte Beagle fällt in diese Jagdhund-Kategorie. Gezüchtet um eigenständig zu handeln, bringt er erzieherische Herausforderungen mit sich. Erleichtere dir die Erziehung, indem du dir seine Fresslust zunutze machst. Füttere ihn in Form von Such- oder Apportierspielen, die du in den Spaziergang integrierst. Die gemeinschaftliche Jagd nach Futter schweißt euch als Team zusammen und macht den Beagle zu einem tollen Begleiter.
SCHWEIßHUNDE – Nicht ohne meine Nase!
Schweißhunde sind DIE Spezialisten für die Suche nach verwundetem Wild. Der Name Schweiß kommt aus der Jägersprache und beschreibt Blut, welches aus dem Körper eines verwundeten Tieres austritt. Zu den Schweißhunden gehören beispielsweise der Bayrische Gebirgsschweißhund und Bloodhound. Beide Hunderassen sind absolute Spurfanatiker, die ihre Genetik täglich ausleben müssen. Aus diesem Grund befindet sich dieser Jagdhund-Typ normalerweise nur in Jägerhand.
Der Jagdhund – Eignung als Familienhund?
Der Zuchtzweck des Hundes beeinflusst das Ausmaß seines Jagdtriebs. Ein Welpe aus einer Leistungs- und Arbeitslinie verfügt beispielsweise über einen stark ausgeprägten Jagdtrieb. Als reiner Familienhund ist ein Jagdhund mit derartigen genetischen Wurzeln darum ungeeignet. Ein Welpe aus einer Showlinie dagegen verfügt über einen weniger stark ausgeprägten Jagdtrieb. Dennoch bleibt er ein Jagdhund, den du jagdähnlich beschäftigen musst. Überlege darum vor der Anschaffung, ob ein jagdlich ambitionierter Hund überhaupt zu dir und deinem Leben passt.
Die jagdlichen Vorlieben eines Hundes unbekannter Herkunft, z.B. aus dem Tierschutz, zeigen sich erst im Zusammenleben. Entpuppt er sich als Jagdhund, dann berücksichtige seine Talente und Vorlieben bei der täglichen Beschäftigung.
Spiele für den Jagdhund
Deinen Jagdhund jagdähnlich zu beschäftigen ist der Schlüssel zum gemeinsamen Glück, daher stell ich dir nun meine 3 Favoriten zur Beschäftigung für unterwegs vor. Diese Bücher kann ich dir zusätzlich empfehlen, wenn du noch weitere Beschäftigungsideen für deinen Hund brauchst bzw. du noch mehr über den Jagdhund erfahren möchtest.
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DAS DREIERLEI-SPIEL
Das Dreierlei-Spiel macht nicht nur Spaß, sondern verbessert auch die Impulskontrolle deines Jagdhundes. Der Name rührt daher, weil es in dem Spiel 3 Positionen gibt: dich, deinen Jagdhund und ein Spielzeug oder Futterstück. Ziel des Spiels ist es, dass sich der Hund, bevor er zum Spielzeug oder Futter rennen darf, zunächst einmal zu dir kommen soll.
So geht’s!
(Hinweis: Führt dein Hund das Sitz- oder Platz-Kommando noch nicht zuverlässig aus, dann sichere ihn mit Geschirr und Schleppleine.)
- Gib deinem Hund das Sitz- oder Platz-Kommando.
- Entferne dich ca. fünf bis zehn Schritte von deinem Hund und lege ein Spielzeug oder Futterstück am Boden ab.
- Geh zurück in Richtung deines Hundes und entferne dich weitere fünf bis zehn Schritte in die andere Richtung. Dein Hund sitzt oder liegt nun mittig zwischen dir und dem von dir ausgelegten Spielzeug oder Futterstück.
- Rufe deinen Hund zu dir und schicke ihn, bei dir angekommen, zur Belohnung zum von dir ausgelegten Gegenstand. Handelt es sich dabei um ein Spielzeug, dann spiele im Anschluss noch ein paar Sekunden mit deinem Hund.
- Wiederhole das Dreierlei-Spiel noch zwei bis drei Mal und setze den Spaziergang dann fort.
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Tipps
- Höre auf, wenn es am schönsten ist, denn so stellst du sicher, dass dein Hund auch bei der nächsten Trainingseinheit motiviert ist und freudig bei der Sache bleibt.
- Steigere den Schwierigkeitsgrad, indem du den Gegenstand oder das Futter auf einer landwirtschaftlich nicht genutzten Wiese oder einem Feldweg auslegst.
- Variiere die Trainingsorte, damit dein Hund die Übung auf unterschiedliche Umgebungen und Ablenkungsreize übertragen kann.
Wenns nicht so richtig klappt…
- Löst dein Hund die Sitz- oder Platz-Position selbständig auf, dann bringe ihn ruhig zurück zur Ursprungsposition. Passe die Distanz und Wartezeit an den Erziehungsstand deines Hundes an, damit du ihn möglichst wenig korrigieren musst.
- Ohne dich darf dein Jagdhund keinen Erfolg haben! Nimm die Schleppleine daher ggf. in die Hand, damit dein Hund nicht selbständig zum ausgelegten Gegenstand rennt.
- Statt den Gegenstand auszulegen, kannst du ihn auch vor deinem Hund stehend hinter ihn werfen. Die direkte Nähe zu deinem Hund ermöglicht dir ein schnelles Eingreifen, sofern dein Hund die Sitz- oder Platz-Position selbständig auflöst.
Das Fixier-Spiel
Für einen Jagdhund ist es extrem spannend, die potentielle Beute erstmal zu fixieren, bevor er sie erlegt. Das erkennst du am hochkonzentrierten Blick und dem geschlossenen Maul deines Hundes. In diesem Spiel wird ein Futterstück oder Spielzeug vor deinem Hund langsam hin und her bewegt, sodass er dieses fixieren wird.
So geht’s!
- Nimm ein Futterstück oder Spielzeug in die Hand.
- Geh vor deinem Hund in die Hocke, halte das Spielzeug oder Futterstücke auf Augenhöhe deines Hundes und bewege es in Zeitlupe hin und her.
- Nach einigen Sekunden wirfst du die „Beute“ plötzlich mit einem animierenden „Packs dir!“ von dir weg. Dein Hund darf hinterherhechten und die „Beute“ fangen.
Tipps
- Das Fixierspiel ist ein kleiner Aufwand für dich und ein großer Spaß für deinen Jagdhund. Spiele es darum sowohl in der Wohnung als auch draußen während des Spaziergangs. Befolgt dein Jagdhund beispielsweise den Rückruf, dann baue bei dir angekommen ein kurzes Fixierspiel mit der Futter- oder Spielzeugbelohnung ein.
Wenns nicht so richtig klappt…
- Versucht dein Hund die „Beute“ aus deiner Hand zu schnappen, blocke ihn ruhig und gelassen mit deiner freien Hand im Brustbereich.
- Du solltest ein Gefühl dafür bekommen, wie lange dein Hund das Fixier-Spiel aushält. Halte die Zeiten anfänglich so kurz, dass dein Jagdhund es noch schafft, sich zurückzuhalten. Für manche Hundetypen sind bereits zwei Sekunden eine Herausforderung, andere wiederum halten es deutlich länger aus.
DIE Leberwurst-SPUR
Gehört dein Jagdhund zu den Supernasen, dann lass ihn regelmäßig eine spannende Fährte absuchen.
Du brauchst:
- Ein Halsband, ein gut sitzendes Geschirr und eine Schleppleine
- Eine mit Leberwurstwasser gefüllte Plastikflasche (alternativ: Wurstwasser)
- Ein Klecks Leberwurst als Belohnung (alternativ: Stück Wurst aus der Dose)
Das Halsband und ein zusätzliches Geschirr dienen zur Unterteilung zwischen „Ich führe dich!“ (Halsband) und „Du führst mich!“ (Geschirr). Die Schleppleinenlänge passt du an das jeweilige Umfeld an. Im Wohngebiet reichen drei bis fünf Meter, außerhalb dürfen es gern sieben bis zehn Meter sein.
Während der ersten Male legst du die Leberwurst-Spur auf Asphalt, zum Beispiel auf einem leeren Parkplatz. Das hat den Vorteil, dass die Spur gut sichtbar ist und du ein Gefühl dafür bekommst, wie geschickt dein Jagdhund sucht. Wähle zunächst einen ablenkungsfreien Ort, damit dein Hund sich optimal auf das Training konzentrieren kann.
So geht’s!
- Führe deinen Hund, an der am Halsband befestigten Leine, zum Startpunkt.
- Gib deinem Hund das Sitz-Kommando und befestige die Leine am Rückenring des Geschirrs.
- Lege mit Hilfe der gefüllten Plastikflasche eine ca. 10 bis 15 m lange Spur.
- Lass die Spur so enden, dass dein Hund die Belohnung weder direkt sieht noch riecht.
- Achte beim Zurückgehen darauf, nicht auf die Spur zu treten.
- Stell dich neben deinen sitzenden Hund.
- Gib das Hörzeichen (z.B. „Fährte“) und zeige mit dem Finger auf den Beginn der Spur.
- Bleib hinter deinem suchenden Hund und lobe ihn, während er die Spur absucht.
Tipps
- Da Nasenarbeit sehr anstrengend für deinen Hund ist, führe maximal drei Suchen pro Spaziergang durch. Je schmaler die Duft-Spur, desto anspruchsvoller ist die Suche für deinen Jagdhund.
- Bist du mit mehreren Hunden unterwegs, dann kann jeder der Hunde die Spur ein Mal absuchen. Denke daran, zuvor die Belohnung am Ende der Spur nachzulegen. Jeder Hundeführer*in muss zudem darauf achten nicht auf die Spur zu treten.
- Legst du eine neue Spur, dann halte mindestens 15 Meter Abstand zu vorherigen Spur, damit sich die Gerüche nicht vermischen. Sobald dein Hund deine Spuren zielsicher absucht, erschwerst du die Suche. Baue Abbiegungen in die Spur ein, lege die Spur um ein parkendes Auto herum oder auf einer Wiese. Auf Gras oder Waldboden markierst du den Anfang der Spur mit einem Zweig, um den Startpunkt wiederzufinden.
Wenns nicht so richtig klappt…
- Löst dein Hund das Sitz-Kommando ständig auf, dann binde ihn entweder an oder lass ihn im Auto warten. Sobald du die Spur fertig gelegt hast, führst du deinen Hund am Halsband zum Beginn der Spur. Gib ihm das Sitz-Kommando und befestige die Leine am Rückenring des Geschirrs. Anschließend schickst du ihn mit deinem ausgesuchten Hörzeichen und Fingerzeig auf die Suche.
- Scheint dein Jagdhund während der ersten Male desinteressiert an der Spurensuche, dann weise ihm mit deinem Fingerzeig den Weg entlang der Spur. Spätestens wenn dein Hund am Ende der Spur zwei bis drei Mal eine Belohnung gefunden hat, sollte sein Interesse steigen.
- Weicht dein Jagdhund später im Training mal mehr als zwei Meter von der Spur ab, dann halte die Leine kommentarlos auf Spannung und warte ab. Sobald dein Hund die Spur wieder aufnimmt, lobst du ihn und folgst ihm.
Weitere Beschäftigungsideen
Informiere dich zusätzlich über das Kursangebot in deiner Hundeschule vor Ort. Beim Mantrailing lernt dein Jagdhund beispielsweise die Spur eines Menschen aufgrund einer individuellen Geruchsprobe zu Verfolgen. Beim Jagility meistert dein Jagdhund Hürden, während er auf der Jagd nach einer zuvor ausgelegten Beute ist. Meist handelt es sich dabei um einen Futter- oder Stoffdummy. Der Rettungshundesport bietet durch Trümmer- oder Flächensuche ebenfalls viele Möglichkeiten, deinen Jagdhund naturgemäß auszulasten.