Hilfe! Mein Hund bellt, wenn es klingelt!
Dein Hund bellt, wenn es klingelt? Das ist erstmal normal. Dein Hund sagt dir damit, dass er etwas bemerkt hat. Sei dir aber darüber im Klaren, dass DU es in der Hand hast, ob dein Hund wirklich nur 1-2 mal „Bescheid“ sagt oder ob er sich in Rage bellt.
Dein Hund bellt – Die Gründe
Warum das wichtig ist? Wenn dein Hund aus Unsicherheit oder Angst bellt, wird dein Trainingsweg ein anderer sein, als bei einem Hund, der ganz selbstbewusst als selbsternannter Türsteher agiert. Dem ängstlichen Hund musst du die Angst und Unsicherheit nehmen, dem Typ Türsteher musst du dagegen wichtige Grenzen aufzeigen.
Woran erkennst du, ob dein Hund aus Unsicherheit oder Angst bellt?
Dein Hund wird beim Ertönen der Klingel sehr hektisch und sein Bellen hört sich hysterisch an. Es ist absolut kontraproduktiv, einen unsicheren Hund zu beschimpfen oder im schlimmsten Fall noch mit Wasserflasche oder Rütteldose um die Ecke zu kommen. Das Klingelgeräusch ist darum negativ belegt, weil du beim Ertönen der Klingel und dem damit verbundenen Bellen deines Hundes ebenfalls negativ wirst. Dein Hund weiß aber nicht, dass du wegen IHM angespannt und ärgerlich bist. Er verbindet deine negative Gefühlslage ausschließlich mit der Klingel und dem Besuch.
Hat dein Hund ein Problem mit Menschen, so erkläre deinem Besuch, deinen Hund nicht anzusprechen, anzuschauen oder anzufassen. Dein Hund soll sich in seinem eigenen zu Hause sicher und niemals bedroht fühlen. Starrt der Besuch deinen Hund an und versichert ihm noch in ganzen Sätzen, dass von ihm doch keine Gefahr ausgeht, so wird das deinen Hund immer weiter verunsichern und seine Angst noch verstärken. Obwohl es von deinem Besuch gut gemeint ist, empfindet der Hund sein Handeln eher als Bedrohung.
Woran erkennst du, ob dein Hund aufgrund seines Jobs als Türstehers bellt?
Dein Hund bellt selbstsicher, läuft selbstbewusst zur Tür und verfällt nicht in Hektik oder Hysterie. Oftmals agieren Hunde als Türsteher, wenn im Alltag eher wenige Regeln und Grenzen eingehalten werden müssen und der Hund sich somit – seiner Meinung nach – um Vieles selber kümmern darf, bzw. muss. Auch um deinen Besuch. An der Tür lässt sich dein Hund nicht von dir abwimmeln. Er will und muss den Besuch als Erster begrüßen und unter die Lupe nehmen. Du bist aus Sicht deines Hundes also nicht der Hausherr, sondern eher ein nettes WG-Mitglied.
Das Training
ängstlicher / unsicherer Hund
Bisher ruft der Klingelton negative Gefühle in deinem Hund und auch in dir hervor. Daher heißt die Devise, dass du ab sofort nicht mehr sauer wirst. Du bleibst ruhig und entspannt, wenn es klingelt. Auch wenn dein Hund bellt. Der Klingelton und der Besuch werden zukünftig positiv verknüpft!
So wird es gemacht …
Besorge dir einen Futterball (z.B. den Stuff-A-Ball von Kong –, den dein Hund nur in Klingelsituationen bekommt und ansonsten nicht. Du füllst den Ball vor den Augen deines Hundes mit ein paar Leckereien. Dein Hund darf den Ball nicht haben und auch nicht daran schnüffeln. Leg den Ball auf deinen Schoss oder auf den Tisch und schicke deinen Hund weg, wenn er sich dem Ball nähern möchte. Es ist DEIN Ball. Ziel dieser Übung ist, das Interesse deines Hundes zu wecken. Er soll denken: „Den tollen Ball möchte ich auch gerne mal haben!“
Als nächstes positionierst du den Futterball in der Nähe der Haustür, ohne dass der Hund ihn erreichen kann. Lass eine Testperson klingeln. Dein Hund wird wie gewohnt anfangen hysterisch zu bellen.
Bedanke dich kurz und freundlich bei ihm und gehe gut aufgelegt mit deinem Hund zur Tür. Nimm den Futterball in die Hand, lenke den Fokus deines Hundes auf den Ball und werfe den Ball weg von der Haustür in den Flur, kurz bevor du die Tür öffnest. Dein Hund wird dem Futterball folgen und sich nun mit dem Ball beschäftigen.
Hund bellt nicht, beschäftigt sich mit dem Kong
Dein Besuch kann nun ungestört hereinkommen und sollte den Hund nicht beachten. Vielen Menschen fällt es sehr schwer einen Hund zu ignorieren. Bringe daher am besten ein Schild an der Haustür an, auf dem du auf die neuen Hausregeln hinweist.
Sobald der Besuch sitzt, nimmst du deinem Hund den Ball kommentarlos weg und legst ihn wieder an die Seite. Sollte dein Hund sich nun zum sitzenden Besuch trauen, um mal kurz mit der Nase zu schnüffeln, so muss dein Besuch deinen Hund auch weiterhin komplett ignorieren. Schnüffeln ist niemals eine Einladung zum Streicheln. Per Schnüffeln verschafft sich dein Hund lediglich einen Eindruck vom Besuch.
Ist dein Hund fertig mit Schnüffeln, so zeigt er danach ganz deutlich, ob er gestreichelt werden möchte oder nicht. Am Besuch schnüffeln und danach weg gehen bedeutet: „Du darfst gerne da sitzen bleiben, aber ich habe kein weiteres Interesse an dir!“ Am Besuch schnüffeln und sich dann an den Besuch anschmiegen bedeutet: „Ich finde dich gut und du kannst mich gerne auch mal streicheln!“
Problemlösungen
Läuft dein Hund bei den ersten Trainingsversuchen zunächst nicht hinter dem Ball her, so ignorierst du deinen Hund samt Bellerei. Sammel den Ball wortlos ein und starte dann einen neuen Versuch. Dein Hund wird schnell lernen, das ihm der Ball durch die Lappen geht, wenn er sich lieber um den Besuch „kümmert“ statt um den lecker gefüllten Ball.
Du möchtest ohne Ball trainieren? Stell dir eine Schale mit Futterstücken in die Nähe der Haustür. Nimm, wenn es klingelt, ein paar Futterbrocken in die geschlossene Hand. Locke deinen Hund damit fröhlich zur Tür und wirf die Futterstücke in den Flur, bevor du die Tür öffnest.
Türsteher – Hund bellt
Natürlich spielt auch immer die genetische Veranlagung eine Rolle. Mancher Hund, der bellt ist territorial veranlagt und das Türsteher-Gen liegt ihm mehr im Blut als anderen Hunden. Nichts desto trotz liegt es an dir, wie dein Hund zukünftig mit der Klingel und dem Besuch umgeht.
So wird es gemacht …
Bedanke dich nach Ertönen der Klingel kurz bei deinem bellenden Türsteher und übernimm die Situation dann. Wirke nicht von hinten auf deinen Hund ein, während dein Hund bellt und vor der Tür steht. Gehe zwischen deinen Hund und die Tür und schicke deinen Hund aus dieser Position heraus körpersprachlich weg von der Tür.
Ziehe dir in Gedanken eine imaginäre Grenze, zum Beispiel die Kante von einem Teppich oder der Eingang zum Wohnzimmer, die dein Hund nicht übertreten darf. Dein Hund muss Abstand halten, während du dich um den Besuch kümmerst und ihn hereinlässt.
Du hast Schwierigkeiten, deinen Hund hinter deine gedachte Grenze zu schicken? Dann befestige eine leichte Hausleine an deinem Hund, um ihn entspannt zu seiner Decke zu bringen, wenn er nicht auf dich hört. Er steht ständig wieder auf? Befestige eine zusätzliche Leine an einem Sofabein o.ä. in der Nähe des Liegeplatzes. Bring deinen Hund für eine Auszeit an seinen Platz und leine ihn dort an.
Nun kannst du den Besuch in Ruhe hereinbitten. Sobald dein Hund sich entspannt hat, leinst du ihn ab und er darf den Besuch begrüßen. Nervt er erneut oder wird aufdringlich, so bringst du ihn für eine weitere Auszeit auf seine Decke. Effektiver ist es immer, wenn du deinen Hund nicht anbindest sondern dich souverän mit Ruhe und Bestimmtheit durchsetzt. Dein Hund lernt dadurch schneller und nachhaltiger.
Übe mit einem Nachbarn
Übe die Klingelsituation, indem du das Wegschicken deines Hundes hinter die imaginäre Grenze mit einem Familienmitglied oder einem Nachbarn übst. Gehe zusätzlich zwischendurch einfach mal so – ohne Klingeln – zur Haustür, öffne sie und sag: „Hallo, schön dich zu sehen!“ Auch das wird deinen Hund mit Sicherheit schon dazu veranlassen bellend zur Tür gelaufen zu kommen und gibt dir eine weitere Möglichkeit das Wegschicken ganz in Ruhe zu üben.
MERKE!
Sollte dein Hund ernsthafte Schwierigkeiten mit anderen Menschen haben, so suche dir einen Hundetrainer deines Vertrauens, der dich und deinen Hund in diesen Situationen begleitet und dir zu euch passende Hilfestellung gibt.
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