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Leinenaggressionen – Diese Ursachen solltest du kennen!Der Gedanke daran, dass du mit deinem Hund Gassi gehst, treibt dir Schweißperlen auf die Stirn? Du hast Angst vor Hundebegenungen oder bist peinlich berührt, wenn dein Hund wieder ausflippt? In diesen Beitrag und Video zeigen wir dir, wie du zukünftig Hundebegegnungen entspannt meisterst und wieder Freude am Gassigehen mit deinem Hund hast.
1. Wie verhältst DU dich, wenn du einen anderen Hund siehst?
Eben war alles noch in Ordnung. Du, dein Hund und die Natur. Ruhe pur. Alles gut. Plötzlich erscheint ein fremder Hund am Horizont. Du stockst kurz, hältst den Atem an, murmelst vielleicht noch ein „Oh shit“, dein Schritt wird langsamer und die Leine immer kürzer. Du überlegst, ob du schnell umdrehst oder lieber hinter dem nächsten Busch verschwindest. Konfrontation ist abgewählt, weil es immer viel zu peinlich für dich verläuft oder du schon Angst vor Hundebegegnungen entwickelt hast.
Dein Hund hat dank deines veränderten Verhaltens den anderen Hund schon voll im Visier und starrt ihn ununterbrochen an. Könnte er sprechen, dann würde er wohl dies sagen: „Alles klar Frauchen – ich habe die Sau auch gesehen. Lass uns näher ran gehen, dann gebe ich dem ein paar auf die Nase. Er scheint dir ja ordentlich Angst zu machen und ich habe kein Problem mit Aggression. Ist schließlich ein normales hündisches Kommunikationsmittel. Auf geht’s!“
Warum DU der ausschlaggebende Punkt in der Begegnungssituation bist?
Dein Körper spricht Bände und sagt deinem Hund ganz genau, wie du dich gerade fühlst. Und wie soll dein Hund sich sicher fühlen, wenn du total aufgeregt und besorgt bei der Sicht eines anderen Hundes bist? Das dein Hund auf fremde Hunde reagiert, wird sich langsam und stetig entwickelt haben. Immer mehr und mehr hat dein Hund mit der Zeit die Verantwortung für heikle Situationen übernommen, weil du ihm immer zuverlässiger angekündigt hast, dass da jetzt ein Hund kommt, der dir Sorgen bereitet.
Hängt dein Hund dann keifend in der Leine, ist es im Prinzip schon zu spät um sein Verhalten zu korrigieren. Zeige ihm also frühzeitig, dass Pöbeleien unerwünscht sind und dann natürlich wie er stattdessen mit der Situation umgehen soll. Nein, schimpfen und ärgerlich an der Leine ziehen und zerren ist keine Hilfe, um deinem Hund zu zeigen was du wirklich von ihm möchtest. Mit so einem Verhalten pöbelst du aus Sicht deines Hundes den fremden Hund nämlich einfach nur mit an.
Aber wie solltest du dich am besten verhalten?
Denk dran, wie selbstbewusst und angeberisch souveräne Hunde sich bei der Sicht eines anderen Hundes in Position bringen. Der ganze Körper wird genutzt, um die eigene Charakterstärke zu demonstrieren und Eindruck zu schinden. Lass dich also nicht aus der Ruhe bringen, wenn du einen anderen Hund entdeckst. Achte aktiv darauf, stolz und aufrecht weiterzugehen, Schultern zurück, Brust raus und atmen nicht vergessen. Setze deinen Weg souverän fort, deinen Hund hast du an kurzer – idealerweise nicht straffer – Leine hinter oder neben dir.
Korrigiere deinen Hund frühzeitig, wenn er den anderen Hund provozierend anglotzt, denn sobald er keifend in der Leine hängt, ist es zu spät. Starre auch du nicht die ganze Zeit zu deinem Hund runter oder den anderen Hund an. Versuche die aktuelle Stimmung deines Hundes zu erfühlen. Mit etwas Übung merkst du auch ohne schauen, ob dein Hund gerade entspannt oder angespannt neben dir herläuft.
2. Warum reagiert dein Hund auf andere Hunde?
Jeder Hund hat andere Beweggründe, warum ihn der fremde Hund aus dem Frack springen lässt. Was könnte auf deinen Hund zutreffen?
Hat er schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht und denkt sich nun: Angriff ist die beste Verteidigung?
Oder ist dein Hund vielleicht gefrustet, weil er an der Leine nicht zu dem anderen Hund hinlaufen kann, was er sonst im Freilauf immer ohne dein Einverständnis machen kann? Wenn dem so ist: Hat dein Hund ohne Leine ansonsten keine Probleme mit anderen Hunden?
Oder findet dein Hund pöbeln einfach total klasse? Auch das gibt es.
Wir geben dir im Laufe des Beitrages noch viele Tipps, wie du mit Hundebegegnungen umgehen und diese verbessern kannst. Wenn es dennoch einfach nicht besser werden will, dann nimm dir bitte einen erfahrenen Hundetrainer und Verhaltensberater an deine Seite, der dich direkt in der jeweiligen Situation unterstützt und dir Tipps gibt.
3. Warum ist es wichtig, den Beweggrund deines Hundes zu kennen?
Deine Trainingsaufgabe wird individuell sein, je nachdem, was auf deinen Hund zutrifft. Daher solltest du den Beweggrund für Aggressionen an der Leine kennen, damit du erfolgreich an den Ursachen arbeiten kannst.
ANGST oder UNSICHERHEIT:
Ein aus Angst oder Unsicherheit agierender Hund ist eh schon negativ gestimmt und bekommt dann auch noch einen von seinem Menschen auf die Mütze. Eine sehr blöde Kombi, die seine Meinung, dass ein fremder Hund echt doof ist, nur verstärkt. Zusätzlich verliert dein Hund unter Umständen auch noch das Vertrauen in dich, denn eigentlich sollte ein ängstlicher oder unsicherer Hund Schutz bei dir finden und nicht noch für sein Verhalten bestraft werden.
FRUST:
Ist dein Hund gefrustet, weil er unbedingt zu dem anderen Hund möchte und die Leine ihn davon abhält? Ist dein Hund im Alltag vielleicht auch eher ungeduldig und hat nicht gelernt, dass er auch mal geduldig warten muss? Dann solltest du allgemein schon mal an seiner Frustrationstoleranz arbeiten. Lege dafür zum Beispiel mal sein Lieblingsspielzeug 1 Meter entfernt vor seine Nase oder auch ein Stück Wurst. Dein Hund darf nicht dran, denn du sicherst ihn mit der Leine ab und hältst ihn vom Objekt der Begierde fern.
Hält dein Hund es geduldig aus oder quietscht, winselt und bellt er vielleicht? Der Ball oder die Wurst stellt einen stellvertretenden Reiz da, denn auch andere Hunde sind ein Reiz für deinen Hund. Hat er schon ein Problem damit dem Reiz „Ball“ oder „Wurst“ standzuhalten, wie soll das dann bei einem fremden Hund funktionieren?
PÖBLER / RAUFER
Pöbelt dein Hund vielleicht gerne und er hat schon als Welpe gelernt, dass es Spass macht, wenn man andere Hunde unterbuttert? Da wäre es wichtig, dass du dich durchsetzt und deinem Hund klar machst, dass das ab heute keine Option mehr ist. Nimm dir einen erfahrenen Hundetrainer an deine Seite und geht das Problem gemeinsam an! Es ist nie zu spät! In den meisten Fällen sind auch im eigenen zu Hause schon ein paar Baustellen, die man erstmal in Angriff nehmen sollte.
Schau dir hierzu gern unser Video oder Beitrag zum Thema Hundeerziehung an.
4. Freue dich in Zukunft auf Hundebegegnungen
Verändere deine innere Haltung, und nimm alle zukünftigen Hundebegegnungen als eine neue Chance, an deinem und an dem Verhalten deines Hundes zu arbeiten. Meide Hundebegegnungen nicht mehr, sondern freue dich darüber, weil du wieder mit deinem Hund üben kannst. Denn wenn du anderen Hunden immer nur aus dem Weg gehst, wird dein Hund nie lernen entspannt an anderen Hunden vorbei zu laufen. Und was meinst du wie toll das Gefühl ist, wenn dein Hund das erste Mal ruhig an einem anderen Hund vorbeigeht, weil du dein Verhalten geändert hast und viel selbstsicherer geworden bist. Übung macht ja bekanntlich den Meister, also habe keine Angst mehr sondern hol deinen inneren Superhelden raus und sage dir: „Cool, da kommt ein Hund!“. Je motivierter du in solchen Situationen bist, umso schneller wirst du Erfolge spüren.
Schon gewusst?
Hunde speichern übrigens immer das zuletzt Erlebte ab. Daher ist es wichtig, negative Situationen immer positiv zu beenden! Ein Beispiel: Dein Hund tickt beim Passieren eines anderen Hundes, dem ihr öfter mal begegnet, aus. Statt ihn an der Leine mit zu zerren, mache folgendes: Sage dem anderen Hundehalter, dass du mal kurz – ohne dass die beiden Streithähne an der Leine Kontakt haben – ein Stück mitgehst, bis dein Hund sich beruhigt hat. Sobald dein Hund entspannt ist drehst du wieder um und gehst in die Richtung weiter, in die du eh laufen wolltest.
Sinn und Zweck?
Wenn die zwei Streithähne einfach wild pöbelnd an der Leine weitergezogen werden, dann speichern sie diese negative Stimmung ab und der Ärger über den anderen Hund ist das, was im Hundegehirn beim nächsten Treffen wieder abgerufen wird. Frei nach dem Motto: „Da kommt wieder dieser A…. vom letzten Mal!“ Beim nächsten Mal werden die beiden eventuell schon anfangen zu poltern, wenn der andere Hund nur im Sichtfeld erscheint und irgendwann schon, sobald der eine nur die Steuermarke des anderen klimpern hört oder den Geruch vom anderen Hund wahrnimmt. Es schaukelt sich also immer weiter hoch.
Das ist doch bei uns Menschen nicht anders. Stell dir vor ein dir entgegenkommender Mensch zeigt dir im Vorbeigehen eine geballte Faust und beschimpft dich wüst. Du reagierst verärgert und fragst, ob der blöde Arsch noch alle Latten am Zaun hat! Hast du beim nächsten Mal wohl eher positive oder negative Gefühle gegenüber dieses Menschen? Ganz sicher Negative. Hätte sich der Mensch aber direkt nach dem unglücklichen Zusammentreffen bei dir entschuldigt und ihr hättet euch friedlich getrennt, dann wäre das nächste Zusammentreffen auch wieder freundlich verlaufen.
Wenn dein Hund pöbelt, dann gehe ein Stück mit dem anderen Hundebesitzer mit, bis beide Hunde wieder ruhig an der Leine laufen. Denn so wird diese zuletzt erlebte Situation im Hundegehirn positiv abgespeichert. Du musst das in manchen Fällen vielleicht bei 2 bis 3 Begegnungen wiederholen, aber dann hat es mit Sicherheit jeder der zwei Streithähne kapiert, dass der andere keine Bedrohung ist. Und vor allem lernt dein Hund, dass man sich nicht lieben muss, aber trotzdem ruhig aneinander vorbeilaufen kann.
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Das Video zum Thema ist aus rechtlichen Gründen nicht mehr verfügbar.