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Rückruf-Training / Rückruf mit Erfolg – 2. Aufbau des Kommandos

Rückruf-Training / Rückruf mit Erfolg – 2. Aufbau des Kommandos

Bevor du den folgenden Beitrag durchliest, schau dir zunächst den 1. Teil unser Reihe Rückruftraining / Rückruf mit Erfolg an.

Im folgenden Beitrag erklären wir dir Schritt für Schritt, wie du das Rückruftraining mit deinem Hund aufbaust.

Es gibt drei Gründe, die deinen Hund motivieren zu dir zu kommen!

  1. Eine Aktion ist selbstbelohnend. Beispiel: Dein Hund hetzt einem Hasen hinterher und dabei werden Glückshormone ausgeschüttet.
  2. Er bekommt etwas für eine Leistung. Beispiel: Er bekommt tolles Futter, soziale Zuwendung oder sein Lieblingsspielzeug, wenn er etwas von dir Erwünschtes macht.
  3. Dein Hund bekommt Ärger, wenn er etwas nicht tut! Beispiel: Dein Hund kommt einzig und allein aus dem Grund, weil du sonst echt ungemütlich wirst.

Je näher du an Punkt 3 kommst, desto weniger perfekt wird der Rückruf. Je näher du an Punkt 2 oder besser noch Punkt 1 bist, desto erfolgreicher wird das Rückruftraining bedingt durch die eigene Motivation und Handlungsbereitschaft deines Hundes!

Verbessere die Aufmerksamkeit deines Hundes

Aufmerksamkeitsübung 1 „Mein Mensch findet einen tollen Schatz“

Stecke dir vor jedem Spaziergang 3 bis 4 tolle Futterstücke oder ein geliebtes Spielzeug ein. Vom Hund unbemerkt lässt du ein Stück Futter fallen. Anschließend machst du ein großes Trara nach dem Motto: „Boh! Schau mal, was ich gefunden habe!“ Der Hund wird daraufhin neugierig zu dir gelaufen kommen und darf das Futter dann nehmen. Wenn du Angst hast, dass dein Hund nach dieser Übung ständig Dinge vom Boden aufnimmt, dann verbinde diese Übung direkt mit dem Kommando „Nimms“. Das sprichst du jedes Mal aus, bevor dein Hund das Futterstück frisst.

Tabu

Parallel dazu baust du zu Hause ebenfalls das Kommando „Tabu“ auf, damit du in Zukunft – je nach Situation – nicht nur Dinge mit „Nimms“ erlauben, sondern auch mit „Tabu“ verbieten kannst. Wenn du einen Hund hast, der nicht so sehr an Futter interessiert ist, dann nimm sein Lieblingsspielzeug mit und spiele eine Runde mit ihm, wenn er aufgrund deines tollen Fundes neugierig zu dir gelaufen kommt. Schau, was dein Hund mag und finde pro Spaziergang ca. 3-4 Mal an immer unterschiedlichen Stellen „überraschend“ einen „Schatz“.

Sinn und Zweck? 

Dein Hund lernt, dich draußen besser im Blick zu behalten, weil in deiner Nähe echt coole Sachen passieren!

Aufmerksamkeitsübung 2 „Blickkontakt lohnt sich“

Jeder einzelne freiwillige Blickkontakt deines Hundes – also ohne deine vorherige Aufforderung – wird ab sofort belohnt. Stecke dir einen Teil der täglichen Tagesration an Futter ein und wirf ein Stück Futter Richtung Hundemaul, sobald er dich kurz ungefragt anschaut. Ein Hund, der ohne deine Aufforderung seine Umwelt einfach so kurz ausblendet, um dich anzuschauen, ist etwas ganz Großartiges. Viele Hunde bieten diese kurzen Blickkontakte zu ihrem Zweibeiner anfänglich oft an.

Sei auch du aufmerksamer

Die meisten Besitzer bekommen das allerdings gar nicht mit und bringen ihrem Hund damit unbewusst bei, dass Blickkontakt sich nicht lohnt. Ergo stellt der Hund diese tolle Sache dann leider wieder ein. Würden wir doch auch, wenn vom Gegenüber nichts erwidert wird, oder? Ein Hund, der immer mal wieder mit dir Blicke tauscht denkt an dich, orientiert sich besser an dir (was macht mein Mensch gerade?) und ist draußen leichter zu führen. Wenn du an dem Punkt angekommen bist, dass dein Hund dir immer mal wieder einen Blick zuwirft, dann schleichst du das Futter langsam wieder aus und erwiderst seinen Blick mit einem Lächeln, einem netten Lob und ab und zu auch wieder mit einem Stück Futter.

Parallel dazu beginnst du dein Rückrufkommando zu Hause aufzubauen

Zum Rückruftraining gehört natürlich, dass der Hund ein Rückrufkommando vermittelt bekommt. Mehrmals über den Tag verteilt sagst du dein Rückrufkommando, zum Beispiel „Hier“, „Ran“ oder den Hundepfiff und gibst dem Hund dann sofort ein Stück Futter. Die Menge an Futter ziehst du natürlich von seiner Tagesration ab. Der Hund muss dabei nichts tun! Er soll das Wort erstmal einfach nur mit etwas Positivem (Futter) verknüpfen.

Du kannst dabei sitzen oder stehen, das ist egal. Wiederhole das Kommando, gefolgt von einer Belohnung, ca. 30-40 Mal pro Tag! Klappt das gut, dann bringst du etwas Bewegung in die Übung und gibst das Signal, wenn dein Hund 1-2 m von dir entfernt ist. Lade ihn ein, indem du dabei ein Stück rückwärts gehst. Das macht es deinem Hund einfacher. Klappt auch das gut, so kannst du deinen Hund auch mal von einem Zimmer ins nächste rufen.

Sinn und Zweck? 

Dein Hund weiß noch nicht was das Wort oder der Pfiff genau bedeutet. Durch diese Übung kann er schon mal eine Verknüpfung herstellen, dass nach diesem Wort etwas Positives bei dir passiert. Im Gehirn wird also nach und nach beim Ertönen des Wortes/Pfiffes eine positive Erwartungshaltung im Hundegehirn gefestigt.

Was lenkt deinen Hund leicht ab, was lenkt ihn sehr stark ab?

Leichte Ablenkungen

Eine leichte Ablenkung sind vielleicht spielende Kinder auf einer Wiese, ein anderer Hund am Horizont, Hundegebell in der Ferne, ein Müllauto, ein Vogel der auf dem Weg landet, usw. Überlege dir, was genau die Aufmerksamkeit deines Hundes erregt, wenn ihr zusammen draußen seid. Das erkennst du daran, dass er kurz in Richtung Auslöser blickt und seine Ohren interessiert nach vorne gehen, er ansonsten aber ruhig bleibt und sich schnell wieder anderen Dingen zuwendet.

Starke Ablenkungen

Starke Ablenkungen könnten zum Beispiel eine Katze sein, ein anderer Hund in direkter Nähe, ein vorbeifahrendes Auto, die Nachbarin die dein Hund immer so gerne begrüßt, usw. Woran erkennst du eine starke Ablenkung? Dein Hund ist bei starken Ablenkungen nicht mehr richtig ansprechbar, fixiert sich total auf die Situation und blendet dich dabei aus. In solchen Situationen wirst du den Rückruf erst in einigen Monaten anwenden können – vorausgesetzt du hast auch fleißig geübt.

Den gezielten Einsatz von Ablenkungsreizen im richtigen Moment und Trainingsstand machen das Rückruftraining erfolgreich.

Benutze den Rückruf nun draußen!

Sobald es zu Hause gut klappt und dein Hund zuverlässig zu dir kommt, sobald dein Kommando ertönt, wird es Zeit draußen weiter zu üben. Aber Achtung: Rufe deinen Hund draußen zunächst ausschließlich in Situationen, die maximal eine leichte Ablenkung für deinen Hund darstellen. Kommt dein Hund nach dem Ertönen deines Rückrufkommandos zu dir, so passiert ca. 10 Sekunden etwas tolles bei dir. Das kann ein Spiel mit dem Tau sein, ein Ballspiel, ein Suchspiel mit Futter, usw. Manchmal leinst du deinen Hund vor dem Spiel an und manchmal nicht.

Bei Rückruf Spaß vorbei?

Dein Hund soll nämlich nicht lernen, dass er beim Rückruf immer angeleint wird und der Spass damit vorbei ist. Das führt nur dazu, dass dein Hund beim Rückruf nicht mehr kommt. Er wäre ja auch schön blöd. Nach dem Spiel schickst du deinen Hund dann wieder zurück in den Freilauf und manchmal lässt du ihn noch ein paar Sekunden an der Leine und ihr lauft noch ein Stück, bevor du ihn erneut in den Freilauf entlässt. Sei wie immer kreativ und nicht allzu vorhersehbar für deinen Hund, denn nichts finden Hunde langweiliger!

Merke dir: 

Die ersten Wochen setzt du den Rückruf ausschließlich unter keiner bis leichter Ablenkung ein, da es bei starker Ablenkung eh noch nicht klappen wird. Du würdest dir einzig und allein dein Rückrufkommando kaputt machen und das solltest du auf jeden Fall vermeiden. Rufe deinen Hund demnach nur mit deinem ausgewählten Kommando, wenn er auch mit 99,9%iger Sicherheit kommen wird!

Muss ich meinen Hund in Zukunft immer belohnen, wenn ich das Rückrufkommando benutze? 

JA, denn es muss sich natürlich für deinen Hund lohnen, wenn er einen anderen Hund aufgrund deines Rückrufes stehen lassen oder von einem Hasen ablassen soll (natürlich sollte kein Hund einen Hasen jagen! Also sichere ihn lieber mit einer Schleppleine am Geschirr ab). Dein Kommando sollte später auch nur in solch besonderen Situationen benutzt werden! Wichtig ist auch, es immer mal wieder ohne besagte Ablenkungen zu üben, damit es im Hundegehirn fest verankert bleibt.

Alternativer Rückruf

Wird es lange nicht benutzt, so vergisst dein Hund das Wort und seine Bedeutung. Überleg dir auch noch ein alternatives Wort für Situationen, in denen dein Hund zu dir kommen soll, dein Rückrufkommando aber noch nicht funktionieren würde. Soll dein Hund zum Beispiel an einer Weggabelung einfach nur auf dich warten oder aus dem Wald zurück auf den Weg kommen, so benutze ein alternatives Kommando, wie zum Beispiel „Warte!“ „Raus da!“ o.ä.

Dein Hund soll ja einfach nur wieder näher an dich ran kommen oder auf dich warten, muss aber nicht zwingend wie beim Rückrufkommando direkt zu dir kommen. Je genauer du in der Verwendung deines Rückrufkommandos bist, desto erfolgreicher wird dein Rückruftraining werden! Denn dein Hund kann nur so genau agieren, wie du dich für ihn verständlich machst!

Rückruf klappt nicht und nun?

Noch mal: Benutze das Rückrufkommando NUR, wenn dein Hund auch zu 99,9% kommt. Ansonsten war wieder alles für die Katz und dein Hund hat erneut gelernt, dass man dich und deine Kommandos wie immer super ignorieren kann. Du willst deinen Hund zum Beispiel von einem anderen Hund wegrufen, weil du weiterlaufen möchtest? Frage dich wie groß die Chance ist, dass er wirklich kommt. Stimmt … gleich Null.

Mach auf dich aufmerksam

Klatsche also lieber in die Hände, rufe mit hoher lustiger Stimme seinen Namen und wenn er guckt, dann beweg dich schnell rückwärts und lade deinen Hund ein zu dir zu kommen. Kommt er daraufhin nicht, dann geh einfach kommentarlos ohne Schimpfen und Meckern zu deinem Hund hin, leine ihn an und nimm ihn mit.

Wäge auch immer ab, ob die Situation gerade gefährlich werden könnte oder ob man sie gefahrlos laufen lassen kann. Wenn es ungefährlich ist, dann drück auch mal ein Auge zu und lass deinen Hund machen. Läuft dein Hund mal zu weit vor, so mache einfach auf dem Absatz kehrt, ohne ihn vorher davon zu informieren. Nutze in solchen Situationen nicht den Rückruf, sondern arbeite an der Aufmerksamkeit deines Hundes.

Tipp: 

Stecke dir dafür einen kleinen Taschenspiegel ein! Damit hast du deinen Hund trotzdem im Blick, ohne das er es merkt. Du wirkst souverän und dein Hund wird dir folgen. Solltest du aber des Öfteren in Situationen kommen, in denen du deinen Hund eigentlich hättest zu dir rufen müssen, dann nutze in jedem Fall eine Schleppleine am Geschirr!

Sei auf der Hut vor Verhaltensketten!

Bei allem zuvor Erwähnten gilt: pass auf, dass dein Hund den Spieß nicht umdreht und plötzlich – von dir unbemerkt – DICH erzieht! Verhaltensketten entstehen, wenn du immer gleich und somit für den Hund total vorhersehbar auf bestimmte Dinge reagierst. Daraus zieht er seine Schlüsse und setzt dein vorhersehbares Verhalten natürlich zu seinem Vorteil ein.

Ein Beispiel:

Du rufst deinen Hund immer nur, wenn etwas Spannendes in der Umwelt passiert. Das kann bei Sicht eines anderen Hundes sein, an einer Wiese wo immer spielende Kinder toben, bei Radfahrern, usw. Mit der Zeit wird dein Rückruf für den Hund damit zum Signal, dass er besser schnell zu den für ihn spannenden Dingen hin läuft, bevor du ihn mit deinem Rückruf davon abhalten willst.

Es gibt Hunde, die sich beim Rückruf schon wild umblicken nach dem Motto: „Was hab ich denn jetzt verpasst? Wenn die mich ruft, dann ist doch immer was!“ Daran merkst du, dass dein Training in die falsche Richtung läuft. Um Verhaltensketten zu verhindern bleibe variabel und agiere immer mal wieder überraschend für deinen Hund.

Variiere

Mal rufst du ihn ohne erkennbaren Grund, belohnst ihn für’s Kommen und schickst ihn dann sofort wieder weg. Dann rufst du ihn, leinst ihn an und spielst eine Runde mit ihm. Ein anderes Mal leinst du ihn an und ihr geht ein Stück zusammen und erst dann lässt du ihn wieder frei laufen, usw. Vermeide es deinen Hund NUR dann zu rufen, wenn du ihn von etwas abhalten möchtest. Dein Hund wird dein Handeln schnell durchschauen und dir ganz sicher einen Strich durch die Rechnung machen, weil er schon vor dir weiß, was du als nächstes vorhast!

 

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Das Video zum Thema musste aus rechtlichen Gründen entfernt werden.

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